Essen. . DFB-Präsident Theo Zwanziger will womöglich den Werbevertrag der Fußball-Nationalelf mit Bitburger nicht verlängern. Das sorgt für Aufregung bei den Bundesliga-Clubs.
Im Streit um die Verlängerung des Werbevertrags mit dem Nationalmannschafts-Sponsor Bitburger geht die Fußball-Bundesliga auf Gegenkurs zum Deutschen Fußball Bund (DFB). So zitiert die „Sport Bild“ in ihrer aktuellen Ausgabe den Vorstandschef von Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, mit den Worten: „Drei Dinge gehören zusammen: Fußball, Bratwurst und Bier.“
Damit reagierte Rummenigge auf einen Vorstoß von DFB-Präsident Theo Zwanziger. Dieser hatte zuvor die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung mit der Bitburger-Brauerei über die Europa-Meisterschaft 2012 hinaus zunächst gestoppt. Das Unternehmen, das seit 1998 offizieller Werbepartner der Nationalelf ist, zahlt dem Verband angeblich zwei Millionen Euro pro Jahr.
Grund für das vorläufige Veto gegen die Vertragsverlängerung ist, dass der DFB die neue Aktion „Alkoholfrei Sport genießen“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unterstützt. „Wenn der Verband zeitgleich mit seinem Partner Bitburger über eine Vertragsverlängerung verhandelt, dann muss sehr genau ausgelotet werden, ob und wie sich diese Aktivität noch mit einer Bierwerbung verträgt“, hatte Zwanziger gesagt. Es müsse klar sein, dass sich die Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen des DFB und der Nationalmannschaft ausschließlich auf alkoholfreies Bier bezögen.
Werbeverbot könnte Bundesliga-Clubs bis zu 300 Millionen Euro kosten
Das sorgt in Liga-Kreisen aber für Aufregung. Denn bei einem generellen Alkoholwerbeverbot könnten den Vereinen der Fußball-Bundesliga laut „Sport Bild“ Einnahmen in Höhe von bis zu 300 Millionen Euro auf dem Spiel stehen. Betroffen wäre unter anderem Schalke 04 mit seinem Partner Veltins.
Allerdings: Die Vereine der Bundesligen sind in dem Bundesliga-Verband DFL organisiert, unterstehen also nicht dem DFB. Daher ist es die Frage, inwieweit der DFB überhaupt für ein Alkohol-Werbeverbot sorgen könnte.
Das betont auch Christian Schönhals, Sprecher des VFL Bochum. „Wenn der DFB ein Werbeverbot für Alkohol für sich als Verband beschließt, ist das eine Sache. Allerdings sehe ich nicht die rechtliche Konsequenz für die Fußballvereine“, so der Sprecher. Bereits seit langen hat der VFL Bochum eine Werbepartnerschaft mit der Brauerei Fiege. Schönhals stellt aber klar: „Sollte es einen Konsens in der Liga für ein Alkoholwerbeverbot geben, würden wir uns auch danach richten.“
Ligaverband sieht den Vorstoß mit gemischten Gefühlen
Auch die DFL sieht Zwanzigers Vorstoß mit gemischten Gefühlen. „Grundsätzlich würde ich es für völlig falsch halten, Fußball und Bier zu trennen – wenn es in Maßen konsumiert wird“, sagte DFL-Vize Peter Peters von Schalke 04. Allgemein ist die Position bei der DFL so, dass ein Alkohol-Werbeverbot nicht der Lebenswirklichkeit entspreche, hieß es auf Anfrage. Allerdings mache man sich in dem Liga-Verband für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol stark.
Ein Werbeverbot würde dagegen Mechthild Dyckmans, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, begrüßen. „Als Drogenbeauftragte unterstütze ich sehr das Engagement des DFB bei der Aktion ‘Alkoholfrei Sport genießen’ des DOSB und der BZgA“, sagte Dyckmans. Sie regt zudem ein Werbeverbot auch für alkoholfreies Bier im Sport an. Denn: „Kinder und Jugendliche können in der Werbung nicht zwischen alkoholfreiem und alkoholhaltigem Bier unterscheiden. Sport darf gerade für sie nicht mit Alkohol und damit auch nicht mit Bier verknüpft werden.“
Unterstützung erhielt DFB-Präsident Zwanziger auch von dem für den Jugendfußball zuständigen DFB-Vizepräsidenten Hans-Dieter Drewitz. Er unterstrich, dass Zwanziger nicht den „Saubermann“ spielen und damit der Bundesliga schaden wolle.
Grundsätzlich stellte DFB-Vize Drewitz klar: „Es geht in dieser Sache nicht darum, ob Bier, Bratwurst und Fußball zusammengehören. Dass dem so ist, daran hat beim DFB niemand einen Zweifel, auch Dr. Zwanziger nicht. Aber ein gemeinnütziger Verband, der sich einerseits für den Jugendschutz einsetzt und andererseits für Bier wirbt, muss doch in Ruhe darüber nachdenken dürfen, ob dies beides weiterhin miteinander vereinbar ist.“