Berlin. . Im Kampf gegen den Fachkräftemangel setzt die Bundesagentur für Arbeit auf Langzeitarbeitslose. Vor allem in der Pflege, im Handwerk und im Hotel- und Gaststättengewerbe werden dringend neue Arbeitskräfte gesucht.

Mit Langzeitarbeitslosen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) gegen den Fachkräftemangel angehen. BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt verwies darauf, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen im September erstmals unter zwei Millionen gesunken sei. Demgegenüber stünden eine Million offene Stellen auf dem Arbeitsmarkt. Vorbehalte gegenüber Arbeitslosen wies Alt als unbegründet zurück. Er appellierte an die Arbeitgeber, das Fachkräftepotenzial besser zu nutzen.

Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird die Zahl der Erwerbstätigen bis zum Jahr 2025 um 6,5 Millionen zurückgehen. Besonderes betroffen vom Arbeitskräftemangel sind das Handwerk, Pflegeberufe, sonstige Dienstleistungen sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe. Nach Angaben der BA sind in diesen Bereichen 385.000 derzeit offene Stellen gemeldet. Demgegenüber stehen den Angaben zufolge 690.000 Hartz-IV-Empfänger, die über eine schulische, betriebliche oder auch akademische Berufsausbildung in diesen Bereichen verfügen.

Alt warnte, wenn das Potenzial nicht genutzt werde, drohten der Volkswirtschaft „erhebliche Umsatzeinbußen“. Manche Unternehmen hätten bereits Aufträge abweisen müssen. „Wir verzichten auf ein Stück Wohlstand“, warnte Alt.

Leiharbeit als Brücke in die Arbeitswelt

Nach Darstellung des BA-Vorstandes dauert es drei bis sechs Monate, bis ein Langzeitarbeitsloser sich wieder an regelmäßige Arbeit gewöhnt hat. Alt wies darauf hin, dass etwa die Hälfte der Langzeitarbeitslosen, die einen Job gefunden hätten, sich nach einem Jahr wieder bei der Bundesagentur für Arbeit meldeten. Als Grund nannte er die Zunahme befristeter Verhältnisse sowie der Zeitarbeit. Das Auslaufen von staatlichen Eingliederungszuschüssen sei nicht der Grund dafür.

Leiharbeit kann nach Ansicht der BA aber eine Brücke in die Arbeitswelt sein. Ingrid Hofmann, Geschäftsführerin einer Zeitarbeitsfirma, verwies darauf, dass es in ihrem Unternehmen im ersten Halbjahr dieses Jahres 3.000 von 17.000 Zeitarbeitern gelungen sei, langfristig Arbeit zu finden. 60 Prozent ihrer Angestellten seien zuvor arbeitslos gewesen, elf Prozent länger als ein Jahr.

Die 1,4 Millionen Euro teure Kampagne unter dem Motto „Ich bin gut“ versteht sich als „Impulsverstärker“. Neben Werbung sind Treffen in Jobcentern geplant, um Unternehmer direkt anzusprechen. (dapd)