Dortmund.. Die ganze Welt will Zucker: Die Nachfrage ist gestiegen, der Preis für den Rohstoff auch. Wir Verbraucher merken das jetzt: 20 Cent ist das Kilo Zucker aus dem Supermarkt nun teurer. Demgegenüber schwärmt die deutsche Zuckerindustrie von einer traumhaften Rübenernte in diesem Herbst.
Die Verbraucher stehen im Regen, während den Zuckerrüben-Anbauern die Sonne lacht: Um satte 31 Prozent hat Aldi-Süd den Preis für weißen Haushaltszucker erhöht, weil die weltweite Nachfrage nach dem süßen Rohstoff das Angebot übersteigt. Gleichzeitig dürfen sich die deutschen Zuckerrüben-Anbauer über Rekordmengen bei der diesjährigen Ernte freuen.
Der Verbraucher
Von 65 auf 85 Cent hat Aldi Süd den Preis für ein Kilo Zucker erhöht. Lidl, die Rewe-Gruppe und Handelshof ziehen nach. „Grundsätzlich ist der Weltmarktpreis für Zucker schon länger auf einem hohen Niveau“, erklärt ein Sprecher des Bundesministeriums für Verbraucher und weiter: „Der Preiskampf zwischen den Discountern hat den Zuckerpreis in Deutschland künstlich günstig gehalten.“
Die Welt-Nachfrage
Doch die Welt will Zucker und das schlägt auch auf die Deutschen Süßwarenhersteller zurück. „In Ländern wie Brasilien ist der Zuckerverbrauch enorm gestiegen“, erklärt Dr. Torben Erbrath, Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie. Gestiegen durch die wachsende Nachfrage nach süßen Lebensmitteln und durch die Produktion von Bio-Ethanol. „Brasilien ist vom Exportland zum Importland geworden“, so Erbrath.
Die gestiegene Nachfrage und schlechte Ernten ließen den Weltmarktpreis für Zucker in die Höhe schießen. Die Statistik des Welt-Zuckerpreises ähnelt der Silhouette der Alpen: Seit Mitte des Jahres 2007 stieg der Zuckerpreis, fiel wieder ab, stieg weiter an. Im Januar 2010 erreichte er seinen vorläufigen Höchstwert mit 587 Euro pro Tonne Zucker.
Die Rübenbauer
Demgegenüber erwarten die deutschen Zuckerrüben-Anbauer traumhafte Erträge. Auch weil der sonnige Spätsommer die Rüben hat besonders süß werden lassen. Seit einem Monat läuft die Ernte auf Hochtouren. Unter anderem weil die Lager der Zuckerfabriken leer stehen, wie Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW, weiß. „Die Zuckerproduzenten bieten den Rübenerzeugern in diesem Jahr hohe Prämien, je früher sie liefern“, erklärt Rüb. „Ansonsten haben die Anbauer aber noch keinen Vorteil von den gestiegenen Preisen.“
Die Zuckerhersteller
Die Gründe
Dennoch ist die gute deutsche Rübenernte nicht die Rettung des süßen Lebens. „Ursache für die Knappheit an Zucker ist ein Quotensystem in der Europäischen Union, das die Produktionsmengen von Zucker für die Lebensmittel- und Getränkewirtschaft begrenzt“, erklärt das Infozentrum Zuckerverwender, ein Zusammenschluss von Herstellern von Getränken, Süß- und Backwaren. Lebensmittelherstellern in der EU stehen nur 85 Prozent des EU-internen Zuckerertrages zur Verfügung. Bedarf darüber hinaus müssen sie importieren, bestimmte die EU. Diese Verordnung soll den ärmsten Exportländern den Einstieg in den Markt erleichtern. Am 12. Oktober will die EU-Kommission erneut über die Zuckermarktverordnung verhandeln.
Die Hamsterkäufe
Vorerst wird sich der Markt wohl nicht entspannen. In einigen osteuropäischen Ländern ist der Preis in diesem Jahr förmlich explodiert: 1,60 Euro kostet das Kilo Zucker beispielsweise in Polen. In Grenzgebieten kam es daher zu Hamsterkäufen. Der Handelshof hat dem einen Riegel vorgeschoben indem er jetzt die Abgabe von Zucker auf 10 Kilogramm pro Kunde begrenzte.