Athen. . Die wirtschaftliche Lage von Griechenland ist noch schlechter als gedacht. Die Reformen kommen nicht voran. Deshalb muss das zweite Rettungspaket für das hoch verschuldete Land wohl nochmal nachgebessert werden, befürchtet der Internationale Währungsfonds.

Das im Juli vereinbarte zweite Hilfspaket für Griechenland muss nach den Worten eines IWF-Vertreters wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage und der nur langsam vorankommenden Reformen überarbeitet werden. Das bedeute aber nicht unbedingt, dass die Inhaber von griechischen Anleihen mit größeren Verlusten rechnen müssten, erklärte der Chef des Europa-Programms des Internationalen Währungsfonds, Antonio Borges.

Da für Griechenland bis Dezember keine größeren Schuld-Rückzahlungen anstünden, bestehe auch kein Grund zur Eile bei der Entscheidung über die nächste Tranche an Krediten, erklärte Borges. Griechenland selbst hatte erklärt, es habe bis Mitte November noch Geld, um Renten und Löhne zu zahlen.

Wirtschaftsminister befürchtet Kollaps der Wirtschaft

Der griechische Wirtschaftsminister Michalis Chrysochoidis fürchtet jedoch wegen der massiven Sparpolitik und ausbleibender neuer Finanzhilfen den wirtschaftlichen Kollaps des Landes. „Wir erleben, wie die echte Wirtschaft langsam erdrückt wird“, sagte der Minister der Wochenzeitung „Die Zeit“. Er beklagte, dass die Zusagen der Euro-Partnerländer für neue Kredite und neue Instrumente zum Umgang mit Schulden noch nicht in Kraft seien. „Weil das immer noch nicht umgesetzt ist, müssen hier Banken schließen, und das wirkt sich wiederum auf die Unternehmen aus“, beklagte er. „Es gibt Exportunternehmen, die zurzeit wahre Wunder vollbringen und trotzdem sterben müssen, weil sie keinen Kredit bekommen.“

Unterdessen brachte IWF-Mann Borges den Kauf europäischer Staatsanleihen durch den IWF ins Spiel. Der IWF könnte „an der Seite“ des europäischen Rettungsfonds EFSF investieren, wenn er Anleihen von Italien und Spanien kaufe. Der IWF könnte den zwei Ländern auch spezielle Kreditlinien, sogenannte Precautionary Credit Lines (PLC), gewähren, sagte Borges. „Wir verfügen über eine ganze Reihe von Optionen, die auf den Tisch geholt werden könnten, um das Vertrauen in diese Länder wieder herzustellen.“

Borges sprach sich gegen einen „gigantischen“ Rettungsfonds aus. Eine mögliche Option wäre es, den EFSF zu nutzen, um Investoren einen Schutz vor Verlusten zu bieten, sagte er. (dapd/rtr)