Bochum. . Georgsmarienhütte ist die private Firmengruppe des RWE-Chefs Jürgen Großmann. Das Unternehmen schafft neue Arbeitsplätze. Zuständig ist der ehemalige NRW-Arbeitsminister Harald Schartau.

Harald Schartau gibt sich betont gelassen. „Wir reden die Krise nicht herbei. Wir investieren wie geplant“, sagt der ehemalige NRW-Arbeitsminister, der nun als Personalchef in Diensten der niedersächsischen Firmengruppe Georgsmarienhütte steht. Mit Befürchtungen, die Schuldenkrise in Europa könne auch in Deutschland eine neue Rezession auslösen, will sich Schartau nicht weiter befassen: „Wir wollen nicht täglich auf die ersten Anzeichen der Krise warten. Dafür haben wir zu viel zu tun.“

Rund 50 Betriebe gehören zur Firmengruppe Georgsmarienhütte (GMH-Gruppe) – darunter Gusswerke, Stahlhersteller, Bahn- und Automobilzulieferer. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte sich der Umsatz der GMH-Gruppe um 345 Millionen auf 2,4 Milliarden Euro erhöht. Unter dem Strich blieb ein Jahresüberschuss von knapp 20 Millionen Euro. Alleineigentümer ist Jürgen Großmann, der Vorstandschef des Essener Energiekonzerns RWE. Harald Schartau, der frühere Chef der NRW-SPD, war Anfang 2009 ins Unternehmen gewechselt.

10 600 Beschäftigte arbeiten derzeit in der GMH-Gruppe – etwa 200 Mitarbeiter mehr als vor einem halben Jahr. Insgesamt werde sich der positive Trend bei den Beschäftigten fortsetzen. „Die Zahl der Mitarbeiter wird eher noch größer als kleiner“, sagte Schartau im Gespräch mit dieser Zeitung.

Ein Drittel des Umsatzes in NRW erwirtschaftet

Rund ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet die GMH-Gruppe in Nordrhein-Westfalen. Zur Georgsmarienhütte gehören Betriebe wie die Mülheimer Friedrich Wilhelms-Hütte, Wista Stahlhandel in Witten, die Dortmunder Rohstoff Recycling GmbH, die Gusseisen-Firma Walter Hundhausen in Schwerte und Energietechnik Essen.

Keimzelle der GMH-Gruppe ist das Stahlwerk in Georgsmarienhütte bei Osnabrück, wo Großmann „Unternehmensgeschichte geschrieben hat“, wie es Schartau formuliert. Angesicht eines drohenden Konkurses übernahm Großmann 1993 das Werk für den symbolischen Preis von zwei Mark und machte es zu einem gewinnträchtigen Unternehmen. Die GMH-Gruppe sei ein „Unternehmen mit außerordentlich hoher sozialer Verantwortung“, betonte Schartau. Zu Großmanns Rolle in der Diskussion über den Atomausstieg sagte er: „Er ist so, wie er ist. Er packt den Stier bei den Hörnern und streichelt ihn nicht am Schwanz.“

Vorzeigefirma „Bochumer Verein“

Eine Vorzeigefirma innerhalb der Georgsmarienhütte-Gruppe ist der „Bochumer Verein“ – Europas Marktführer beim Geschäft mit Rädern für die Bahnindustrie. Großmann war Ende der 90er-Jahre eingestiegen, als das Bochumer Traditionsunternehmen vor dem Aus stand. Etwa 600 Beschäftigte arbeiten derzeit in dem Werk, das sich direkt neben der Bochumer Jahrhunderthalle befindet.

Es sind zahlreiche energieintensive Unternehmen, die zu Großmanns Firmengruppe gehören. Zudem ist die GMH-Gruppe stark auf Deutschland ausgerichtet. Weniger als 20 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erwirtschaftet. Entsprechend groß dürften die Auswirkungen der Energiewende auf das Unternehmen sein. Die Politik müsse darauf achten, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie in Zukunft keinen Schaden nehme. „Wir brauchen große Energiemengen. Da ist jeder Cent an Energiepreissteigerung eine zusätzliche Belastung“, sagte Schartau. Grundsätzlich sieht er allerdings gute Perspektiven für Deutschland als industriellen Fertigungsstandort: „Bei uns kann man noch im Arbeitsanzug Geld verdienen.“