Berlin. Die Forschungsabteilung der Deutschen Bank und das Institut der Deutschen Wirtschaft haben eine Studie über Elektromobilität vorgelegt. Sie sieht 2020 viel weniger reine Elektroautos auf der Straße als von der Bundesregierung geplant.
Eine Extra-Halle ist auf der am heutigen Dienstag mit dem Pressetag beginnenden IAA für Elektroautos reserviert. Bei ihnen sei die „Zukunft serienmäßig“, so das Motto der Autoausstellung in Frankfurt. Die Forschungsabteilung der Deutschen Bank und das Institut der Deutschen Wirtschaft kommen in ihrer Studie über Elektromobilität aber zu viel weniger euphorischen Ergebnissen.
Aus Kostengründen verzichtet Opel auf den Bau einer rein batteriebetriebenen Version des neuen Kleinwagens Junior, der 2014 kommen sollte, wurde jetzt am Wochenende vor der IAA gemeldet. Opel verzichtet auf ein Dementi. Und im jüngsten „Spiegel“ erschien eine Geschichte unter der Schlagzeile „Das Strom-Phantom“ über die vielen ungelösten Probleme des teuren Einstiegs in die Elektromobilität. In erster Linie verhindert der hohe Batteriepreis jeden Versuch im Ansatz, ein reines E-Auto auch nur halbwegs wirtschaftlich zu betreiben.
Passend dazu wurde am gestrigen Montag die Elektroauto-Studie der deutschen Wirtschaft veröffentlicht. Demnach ist Elektro-Ingenieur ein zukunftssicherer Beruf. Auf den Straßen bleiben E-Mobile aber vorläufig die Ausnahme. Entgegen den Plänen der Bundesregierung rechnen Wissenschaftler nur mit einer Größenordnung von 250 000 Fahrzeugen bis 2020.
Die Untersuchung prognostiziert, dass hiesige Unternehmen um 2020 jährlich 26 000 Ingenieure und andere Akademiker einstellen. Die Automobil-Branche werde den Bedarf an Entwicklern für die elektrischen Autos der Zukunft kaum decken können.
Umgekehrt proportional zu diesen guten Berufsaussichten verhält sich die verkehrspolitische Bedeutung der künftigen Elektrofahrzeuge. Denn IW und Deutsche Bank halten die Absicht der Bundesregierung, bis 2020 rund eine Million Öko-Autos auf die deutschen Straßen zu bringen, für schwerlich erreichbar. Im Gegenteil werde das „Elektroauto auch noch 2020 ein Nischenprodukt“ sein. Das Verkehrsministerium wollte sich dazu am Montag nicht äußern.
Die Institute rechnen mit einem Anteil der E-Fahrzeuge von drei bis acht Prozent an den Neuzulassungen im Jahr 2020. Das wären etwa 90 000 bis 240 000 neue E-Fahrzeuge pro Jahr im Vergleich zu rund drei Millionen konventionellen Neuwagen. Gemeint sind reine Elektrofahrzeuge, keine Hybride mit haupt- oder zusätzlichem Elektromotor. Ohne staatliche Förderung könne selbst der untere Wert kaum erreicht werden.
Bei Preisen von 35 000 Euro für Elektro-Kleinwagen im Stile des Smart müsste eine Förderung enorm sein, soll sie den Kostennachteil aufheben. Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der deutschen Autoindustrie, sagte auf seiner Pressekonferenz zum IAA-Beginn über eine Förderung nur: „Die Bundesregierung hat derzeit wahrlich andere Aufgaben.“