Hagen. .
Auch nach dem Start des neuen Ausbildungsjahres haben Jugendliche in Südwestfalen, die bisher leer ausgegangen sind, noch gute Chancen, eine Lehrstelle zu finden. Allein bei den Arbeitsagenturen in der Region sind noch 1942 freie Ausbildungsplätze registriert – quer durch alle Branchen.
„Es sind überall noch Stellen offen, und wir bekommen auch in allen Bereichen immer noch etwas rein. Es ist noch total viel Bewegung im Markt“, berichtet Lena Brühl, Sprecherin der Arbeitsagentur Iserlohn, die den Märkischen Kreis betreut. Vor diesem Hintergrund rät ihr Hagener Kollege Ulrich Brauer unversorgten Bewerbern, sich nicht entmutigen zu lassen und zur Flexibilität: „Sie sollten sich nicht zu sehr auf den Wunschberuf festlegen und auch Alternativen checken.“ Zugleich appellierte er an die Betriebe, „auch leistungsschwächeren Bewerbern eine Chance zu geben“. Auch wer eine „Fünf in Mathe“ habe, könne sich in der betrieblichen Praxis durchaus bewähren.
Die besten Chancen haben Jugendliche in Südwestfalen, die sich für einen Beruf im Hotel- und Gaststättengewerbe entschieden haben (siehe Hintergrund). Sie könnten sich ihren Arbeitgeber in der Region nahezu frei auswählen. Allerdings zählten diese Berufe wegen der Arbeitszeiten bei den Jugendlichen „nicht unbedingt zu den Top 10 der Lehrstellenwünsche“, sagt Lena Brühl. Dass Bewerber und Betrieb nicht zusammenkommen, liege im ländlich strukturierten Südwestfalen aber oft auch schlicht an der fehlenden Mobilität, ergänzt Kristin Häusler, Sprecherin der Arbeitsagentur Soest. Schließlich hätten viele Berufseinsteiger noch keinen Führerschein oder kein Auto.
„Auch noch Ende des Jahres können Jugendliche in die Ausbildung einsteigen“, betont Ulrich Brauer. Schließlich verändere sich in den ersten Monaten nach Ausbildungsbeginn oft noch einmal die Lage in den Betrieben - zum Beispiel, weil Azubis nach dem Ende der Probezeit die Lehre abbrechen. Mitte Oktober starten die Arbeitsagenturen daher gemeinsam mit den Kammern für Handwerk, Handel und Industrie ihre Nachvermittlungsoffensive.
Noch 2414 Jugendliche sind in den fünf regionalen Arbeitsagentur-Bezirken auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Damit ist die rechnerische Lehrstellen-Lücke im Vergleich zum Vorjahr stark geschrumpft. Im Raum Soest (249 unversorgte Bewerber bei 252 freien Stellen) und im Hochsauerland (314 zu 312) ist sie ganz verschwunden. Gründe sind der demographische Wandel und die gute Konjunktur. Durch die schrumpfende Zahl der Schulabgänger in Südwestfalen sank binnen Jahresfrist die Zahl der Bewerber um gut 2156 auf 16 155. Zeitgleich bauten die Betriebe ihr Ausbildungsplatz-Angebot im Aufschwung um 1766 auf 12 638 Lehrstellen aus.