Essen. . Das Unternehmen Signal Iduna hat sich offenbar bei ihrer Unfallversicherung für Polizisten verkalkuliert. Das Produkt rückte durch einen möglichen Betrugsversuch in Oberhausen in den Blick.

Mit ihrer Unfallversicherung für Polizisten hat die Signal Iduna offenbar ein Ei­gentor geschossen. Die breite Öffentlichkeit hätte davon wohl nie Kenntnis erlangt, wenn nicht zwei Beamte aus Oberhausen offenbar versucht hätten, die Versicherung zu betrügen.

Der Polizist Manfred K. (Name geändert) konnte es kaum glauben, was ihm der Versicherungsvertreter der Signal Iduna da Anfang Juni offerierte: Für einen Beitrag von rund drei Euro pro Monat zusätzlich zu seiner Unfallversicherung, würde er 1000 Euro ausgezahlt bekommen, sollte er durch einen Unfall länger als sieben Tage dienstunfähig bleiben. Dabei sollte es keine Rolle spielen, ob er im Einsatz verletzt werde oder daheim von der Leiter falle. Wer zudem einen kom­pletten Zulagenersatz für zehn Euro im Monat abschließe, erhalte ab dem siebten Krankheitstag sogar 2000 Euro.

Hals über Kopf

Eigentlich, so verriet der Verkäufer, dürfe er dieses – übrigens auch für Feuerwehrleute gedachte – Produkt gar nicht mehr bewerben, da die Versicherung zu häufig zahlen musste und es deshalb nach nicht einmal zwei Jahren vom Markt nehmen werde.

Das geschah dann Anfang Juli. Für einige Polizisten ergab sich dabei der Eindruck einer Hals-über-Kopf-Aktion: Beamte berichten gegenüber dieser Zeitung, dass ihr Antrag auf Zulagenersatz nicht mehr genehmigt wurde, obwohl sie ihn am selben Tag unterschrieben eingereicht hätten wie ihre Kollegen, deren Antrag genehmigt wurde. „Das kann passieren. Aber einen Tag mussten wir als Stichtag wählen“, so ein Signal-Iduna-Sprecher. Die Versicherung habe „einen überdurchschnittlichen Schadenverlauf bei dem Produkt“ festgestellt und reagieren müssen, weil die „Beiträge für das Unternehmen nicht mehr auskömmlich“ gewesen seien.

Kaum verwunderlich. Nach Angaben von Streifenbeamten könne es schnell passieren. dass man im Einsatz an der Hand oder am Fuß verletzt werde, und dann länger als sieben Tage ausfalle.

1734 Beamte verletzt

Und wenn dann auch noch das private Unfallrisiko mitabgedeckt ist . . . Da bedürfe es noch nicht krimineller Energie wie im jüngst berichteten Fall zweier Oberhausener Beamter, die offenbar einen Überfall auf sich vortäuschten, um die Versicherungssumme zu kassieren. Bleibt die Frage offen, welche Daten die Signal Iduna bei der Risikoeinschätzung verwendet hat. 2009 hatte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) noch geklagt, dass jeder sechste der rund 50 000 Beamten in Nordrhein-Westfalen sechs Wochen oder länger dauerhaft krank sei. Die Zahl der verunfallten Polizisten war aber nicht gesondert aufgeführt.

Nach Angaben der Polizei in NRW sind allerdings im vergangenen Jahr 1734 Beamte im Dienst verletzt worden und länger ausgefallen. Zahlen, die eigentlich für einen hohen Schadensverlauf sprechen. Sie werden dann wohl beim Folgeprodukt berücksichtigt werden, das die Versicherung im Herbst den Polizisten anbieten will.