Essen. . Die Probleme der australischen Tochter Leighton machen sich in der Bilanz des Essener Baukonzerns Hochtief bemerkbar. Der Gewinnrückgang fiel aber nicht so drastisch aus wie von Analysten prophezeiten. Der Verkaufsprozess der Flughafen-Sparte kommt voran.

Der Bauriese Hochtief kämpft auch unter seinem neuen Chef Frank Stieler mit Problemen bei der einstigen Ertragsperle Leighton. Die australische Tochter drückte die Gewinnzahlen bei Hochtief im zweiten Quartal erneut. Der Rückgang fiel aber weniger drastisch aus als von Analysten prognostiziert.

Er sei mit diesen Ertragszahlen "nicht zufrieden", betonte Stieler am Mittwoch in Düsseldorf. Im zweiten Quartal belief sich der Gewinn vor Steuern auf 10,2 (Vorjahr: 181) Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Hochtief nach Minderheiten 13,6 (54,1) Millionen Euro. Der Konzern übertraf damit aber die Erwartungen des Marktes. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Verlust vor Steuern von 7,46 Millionen Euro und einem Gewinn von nur 9,1 Millionen Euro gerechnet. Der Auftragseingang ging im zweiten Quartal auf 7,6 Milliarden Euro von 9,47 Milliarden im Vorjahreszeitraum zurück.

Verkauf der Flughafen-Sparte bis Ende 2011

An seinen Prognosen hält Hochtief fest. Nach Problemen bei Leighton hatte Hochtief die Ziele für 2011 im April abgesenkt und erwartet abhängig vom Verkauf seines Flughafengeschäfts nun einen Gewinn vor Steuern, der etwa die Hälfte des Vorjahresergebnisses betragen dürfte. Der Konzerngewinn soll aber über dem Wert des Vorjahres liegen. Voraussetzung für die Erfüllung der Prognosen sei indes, dass die Turbulenzen an den Börsen nicht zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft führten. Mit dem Verkaufsprozess für die Flughafen-Sparte sei Hochtief "sehr zufrieden" und wolle die Transaktion wie geplant bis Jahresende abschließen, kündigte Stieler an.

Die über Jahre erfolgsverwöhnte australische Tochter Leighton schrieb im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/11 wegen Abschreibungen und Verzögerungen bei Bauprojekten einen Verlust von rund 300 Millionen Euro - und die Probleme bei der Beteiligung schlagen auch auf die Bilanz des Mutterkonzerns durch. Im ersten Quartal hatte Leighton Hochtief noch in die Verlustzone gerissen. Von April bis Juni schrieb die von Leighton dominierte Hochtief-Sparte Asien-Pazifik vor Steuern nun noch einen Verlust von 41,2 Millionen Euro - die anderen Hochtief-Sparten konnten dieses Minus aber mehr als ausgleichen. Leighton werde "schnell zu der gewohnt guten Performance zurückkehren", kündigte Stieler an.

Auch die Sparte Concessions verdiente mehr. Das dort gebündelte Flughafen-Geschäft will Hochtief nach eigenen Angaben direkt an Investoren verkaufen oder an die Börse bringen. In Finanzkreisen hatte es indes geheißen, ein direkter Verkauf sei die wahrscheinliche Variante. Von einem Verkauf dürfte auch Mehrheitseigner ACS profitieren. Der spanische Konzern von Real-Madrid-Chef Florentino Perez will seine Ergebnisse für das erste Halbjahr am 30. August vorlegen. Stieler hatte im Mai das Ruder bei Hochtief übernommen, nachdem der frühere Chef Herbert Lütkestratkötter nach einem langen Machtkampf mit ACS das Handtuch geworfen hatte. (rtr)