Frankfurt. . Nach zehn Tagen mit Kursverlusten ging der deutsche Aktien-Index am Mittwoch erstmals wieder nach oben, und das mit rund zwei Prozent sogar deutlich.

Die positiven Vorgaben von der New Yorker Börse und den Wertpapierhandelsplätzen in Asien haben den Dax über die Eröffnung hinaus gestützt. Der Höchststand lag bei 6098 Punkten.

Mit dem Bekenntnis zu ihrer Nullzinspolitik hat die US-Notenbank Fed die zweiwöchige Talfahrt der internationalen Aktienmärkte am Mittwoch vorerst gestoppt. Auch zahlreiche Rohstoffe verteuerten sich wieder. Gleichzeitig intensivierte die Schweizer Nationalbank ihren Kampf gegen den Zufluss billigen US-Geldes in den Franken. Das Misstrauen in die Entwicklung der Weltwirtschaft hielt allerdings den Goldpreis hoch. Auch Bundesanleihen waren weiterhin gefragt.

Der Dax, der in den vergangenen zehn Handelstagen insgesamt rund 20 Prozent eingebüßt hatte, stieg bis zum Mittag zwischenzeitlich um 2,5 Prozent auf knapp 6100 Punkte. Der Index EuroStoxx50 zog um 0,6 Prozent auf 2309 Zähler an. Am Vorabend hatte die Fed-Entscheidung dem US-Standardwerteindex Dow Jones zu einem vierprozentigen Kurssprung verholfen. Die Börsen in Tokio und Shanghai legten ebenfalls zu.

„Das ist nur eine Erleichterungsrally“, betonte Analystin Louise Cooper vom Brokerhaus BGC Partners. „Die Märkte sind so stark heruntergeprügelt worden, dass jede gute Nachricht als Grund für eine Rally herhält.“ Für den in der Schweiz ansässigen Hedgefonds-Manager Trung-Tin Nguyen könnte die Stimmung schnell wieder kippen. „Kurzfristig orientierte Anleger und Hedgefonds verkaufen bereits in die Erholung hinein.“

Die Aussicht auf einen anhaltenden Strom billigen Geldes aus den USA sorgte auch an den Rohstoff-Märkten für Entspannung. Die Preise für die beiden Rohöl-Sorten Brent und WTI stiegen um jeweils etwa 3,5 Prozent. Das wichtige Industriemetall Kupfer kostete 1,3 Prozent mehr als am Vortag.

Dank steigender Gewinne setzten sich im Dax Henkel mit einem Plus von 7,6 Prozent auf 44,72 Euro an die Spitze. Commerzbank legten trotz hoher Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen 3,3 Prozent auf 2,20 Euro zu. Rechne man diesen Faktor heraus, seien die Zahlen besser als erwartet ausgefallen, betonte DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr in einem Kommentar.

Eon zählt wie andere Energieversorger zu den Verlierern

Zu den wenigen Verlierern zählten die beiden Versorger E.ON und RWE, deren Aktien sich um jeweils etwa 0,5 Prozent auf 15,49 beziehungsweise 28,56 Euro verbilligten. Die Zahlen von E.ON enttäuschten und auch die Dividendenkürzung falle deutlicher aus als angenommen, monierte Citi-Analystin Sofia Savvantidou. Nach dem ersten Quartalsverlust in der Firmengeschichte prüft E.ON den Abbau von bis zu 11.000 der 79.000 Arbeitsplätze.

Unter Verkaufsdruck standen auch die italienischen Banken. Unicredit, Intesa Sanpaolo & Co. verloren jeweils etwa drei Prozent. Händlern zufolge zogen sich Anleger aus diesen Werten zurück und schichteten ihr Geld in italienische Staatsanleihen um. Deren Kurse zogen ebenso wie diejenigen der spanischen Bonds an. Wie bereits in den vergangenen Tagen spekulierten Börsianer, dass auch die EZB die Papiere dieser beiden hoch verschuldeten Euro-Staaten aufkauft.

Unterdessen kämpft in der Schweiz die Notenbank gegen den starken Franken an. Um die Attraktivität der ebenfalls als sicher geltenden Währung zu schmälern, will die SNB die Liquidität deutlich ausweiten. „Die massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine Bedrohung für die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz dar“, erklärten die Zentralbanker. Wegen der Schuldenkrisen in den USA und der Euro-Zone hat die Schweizer Währung im Vergleich zu Dollar und Euro seit Jahresbeginn rund 30 Prozent zugelegt und in den vergangenen Wochen wiederholt neue Rekordhöhen erreicht. (rtr)