Hamburg. .

Anderthalb Jahre nach der Quelle-Pleite kehrt die traditionsreiche Versandhandelsmarke zurück: Der Hamburger Otto-Versand nimmt am heutigen Mittwoch um 13 Uhr die Internetseite www.quelle.de wieder in Betrieb, allerdings nur als Plattform für andere Händler.

Quelle wird dann zunächst Waren aus den Bereichen Technik und Haushalt anbieten, wie der Geschäftsführer der Otto-Tochter Quelle GmbH, Tim von Tönne, sagte. Mit dem Projekt will der größte deutsche Versandhändler nicht nur die alten Quelle-Kunden zurückgewinnen, sondern startet auch ein Experiment, das den Versandhandel völlig umkrempeln könnte.

Otto hatte nach der Quelle-Pleite im November 2009 die Markenrechte gekauft. Der Hamburger Konzern hatte rund 65 Millionen Euro für die Namen Quelle, die alte Quelle-Marke Privileg und andere Quelle-Marken ausgegeben. Privileg reichte Otto an den Haushaltsgeräte-Hersteller Whirlpool (Bauknecht) weiter.

Bald sollen es eine Million Artikel sein

Die Internetseite quelle.de war zwar seitdem zu erreichen, aber bisher wurden Kunden nur zu anderen Otto-Marken wie Witt oder Heine weitergeleitet. Ab Mittwoch können die Kunden wieder direkt dort Waren anschauen und bestellen. Zum Auftakt sind 250.000 Artikel geplant. „Bald wird das Sortiment eine Million Produkte umfassen“, sagte von Tönne.

Die neue Quelle GmbH hat außer dem Namen nichts mit der alten Quelle aus Fürth zu tun. Die Firma kommt mit rund 30 Mitarbeitern enorm schlank daher. Grund ist das revolutionäre Handelskonzept: Quelle ist nicht selbst der Händler, sondern organisiert eine Art Marktplatz im Internet. Die echten Händler können ihre Waren dort präsentieren.

Quelle übernimmt die finanzielle Abwicklung des Geschäftes: Das Geld beim Kunden kassieren und an den Händler weiterleiten, nachdem eine Provision von bis zu 15 Prozent abgezogen wurde. Quelle ist nur Agent, nicht Vertragspartner des Käufers. Der Vorteil: Quelle muss sich keine gigantischen Lagerhäuser voller Ware hinstellen wie andere Handelskonzerne. Das spart Millionen, die sonst im Warenbestand feststecken würden.

Warum aber sollten externe Händler sich auf so etwas einlassen und auch noch die Provision zahlen? „Die Marke Quelle steht für Vertrauen, Zuverlässigkeit und Bodenständigkeit“, sagte Geschäftsführer von Tönne. Das werde alte und neue Kunden auf die Seite locken, an die die Händler sonst nie herangekommen wären. Außerdem muss sich der Händler nicht um sein Geld sorgen, Quelle zahlt auch, wenn der Endkunde nicht zahlt. (dapd)