Stuttgart. . Jeder zehnte deutsche Arbeitnehmer wäre bereit, Schmiergeld anzunehmen – das hat eine Befragung der Wirtschaftsprüfer von Ernst&Young ergeben. In anderen Ländern - Russland und Griechenland etwa - ist Korruption aber noch mehr verbreitet.

Fast jeder fünfte Mitarbeiter bei großen Unternehmen (17 Prozent) in Europa hält Bestechung für ein akzeptables Mittel zur Umsatzsteigerung. In Deutschland bezeichneten zwölf Prozent solche kriminellen Mittel als gerechtfertigt, teilte am Montag in Stuttgart die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young (E&Y) mit. Sie hatte fast 2400 Beschäftigte großer Konzerne in 25 europäischen Staaten befragt.

Die Bereitschaft ein Geldgeschenk anzunehmen, sei vor allem in Griechenland (44 Prozent) und Russland (39 Prozent) ausgeprägt. In Deutschland hätten zehn Prozent der Befragten kein Problem damit. Am resistentesten gegen Schmiergeldzahlungen zeigten sich Franzosen (fünf Prozent), Norweger (sechs Prozent) sowie Italiener (acht Prozent).

Sanktionen gibt’s nur selten

Knapp zwei Drittel der europaweit Befragten glauben den Zahlen zufolge, dass Korruption in ihren Ländern nach wie vor gängige Praxis sei. In Deutschland gingen davon 45 Prozent der Befragten aus. In Russland und der Ukraine seien mehr als 90 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Korruption zum Tagesgeschäft gehöre.

„Offenbar gibt es immer noch erhebliche Unterschiede zwischen den Anti-Korruptions-Bemühungen, mit denen viele Unternehmen sich brüsten, und der Praxis im Unternehmensalltag“ erklärte Stefan Heißner von E&Y. Das sei angesichts der sich verschärfenden Rechtslage in einigen Ländern nicht ungefährlich.

In deutschen Unternehmen seien Bestechung und Korruption allgemein weniger verbreitet. Sie hätten offenbar „nicht mehr das Image von Kavaliersdelikten, sondern von eindeutig kriminellen Handlungen“, erklärte Heißner. Viele Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren ihre betriebsinternen Präventionsprogramme ausgebaut. Sanktionen folgen laut E&Y allerdings auch in deutschen Unternehmen nur selten. In der Untersuchung hätte nur jeder fünfte Teilnehmer in Deutschland davon berichtet, dass Kollegen wegen Korruption bestraft worden seien. (afp)