Bochum. . Ab November soll im VRR-Gebiet ein Sozialticket für 29,90 Euro eingeführt werden. Dem Deutschen Gewerkschaftsbund, der schon lange dafür kämpft, ist das Ticket zu teuer. Gewerkschaftsvertreter bezeichnen das Ticket schon jetzt als Flop.

Kritik am Sozialticket. Sowohl der Deutsche Gewerkschaftsbund als auch der Sozialverband Deutschland halten das geplante Sozialticket im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für zu teuer. „Das, was jetzt als Sozialticket eingeführt werden soll, ist ein sozialpolitischer, verkehrspolitischer und betriebswirtschaftlicher Flop, sagte der DGB-Vorsitzende der Region Ruhr Mark, Michael Hermund.

Politik und Verkehrsbetriebe hatten sich Anfang der Woche geeinigt, dass zum 1. November im VRR-Gebiet ein Sozialticket für monatlich 29,90 Euro eingeführt werden soll. Es basiert auf dem Ticket 1000 der Preisstufe A und kostet damit etwa die Hälfte des normalen Ticketpreises.

Mehr Kunden bei niedrigerem Preis

Vielen Betroffenen helfe das Ticket nicht, weil es zu teuer ist, so Hermund. Er forderte einen Sozialticket-Preis von 15 Euro. Mehr sei im Hartz-IV-Satz für Mobilität im Nahbereich nicht eingeplant. Auch der Sozialverband Deutschland in NRW kritisiert den Preis: "Der Hartz-IV-Regelsatz sieht für Mobilität nur knapp 20 Euro vor - daran muss sich der Preis orientieren", so die Landesvorsitzende Gerda Bertram.

Laut Hermund würden zudem bei einem Ticketpreis von 15 Euro deutlich mehr Menschen Bus und Bahn nutzen als bei einem Ticketpreis von 30 Euro. Hermunds These: Bei einem niedrigeren Ticketpreis gibt es mehr Kunden und unter dem Strich auch mehr Einnahmen als bei dem 30-Euro-Modell. Letzteres würde sogar zu Einnahmeverlusten führen, warnt er. Das hätten entsprechende Tests in Dortmund gezeigt. Als in Dortmund das Ticket 15 Euro kostete, hätten es 24.000 Menschen genutzt. Als der Preis sich verdoppelte, leisteten sich nur noch 8000 Personen das Sozialticket.

Preissenkung gefordert

Hermund befürchtet daher, dass der zunächst auf ein Jahr festgelegte Test im VRR zu dem Ergebnis kommt, dass das Sozialticket unrentabel für die Verkehrsunternehmen ist. „Diese Test kann man sich sparen, weil die Ergebnisse aus Dortmund bereits vorliegen“, sagte er. Er bezeichnete daher die Einigung als Mogelpackung.

Die Ruhr-SPD dagegen begrüßte das Vorhaben: „Wir haben mit dem Sozialticket eine Lösung gefunden, die vielen Menschen im Ruhrgebiet die Teilhabe am öffentlichen Leben und Mobilität ermöglicht“, erklärte Frank Baranowski, Sprecher der Ruhr-SPD.

Am Dienstag wird die Vertreterversammlung im VRR über das Sozialticket entscheiden. Hermund fordert die im Gremium sitzenden Politiker auf, „klar Farbe zu bekennen, ob sie ein Sozialticket wollen, das den Namen auch wirklich verdient hat“. (jgr)