Berlin. . Weil immer weniger Mehrwegflaschen im Umlauf sind, befürchten Umweltverbände den Kollaps des Mehrwegsystems. Um dem endgültigen Verschwinden entgegen zu steuern, müsse die Mehrwegflasche besser gekennzeichnet werden.

Weil immer weniger Mehrwegflaschen im Umlauf sind, befürchten Umweltverbände den Kollaps des Mehrwegsystems. Allein von 2004 bis 2009 sank der Anteil der umweltfreundlichen Getränkeverpackungen von 70 auf 50 Prozent, wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) am Mittwoch in Berlin mitteilte.

Der Rückgang sei zwar schleichend, aber stetig. Wenn die Politik sich nicht dagegenstelle, könnte das Mehrwegsystem bald völlig vom Markt verschwinden. „Der Tipping-Point liegt da, wo das Mehrwegsystem unrentabel wird“, sagte NABU-Referentin Indra Enterlein.

Verbraucher hält Pfandflasche per se für umweltfreundlich

Die Entwicklung komme nicht von ungefähr. Dem Verbraucher werde suggeriert, dass eine Pfandflasche, da er sie zum Recycling zurückbringe, per se umweltfreundlich sei. „Der Verbraucher weiß gar nicht mehr, ob er eine wirklich umweltfreundliche Flasche kauft oder nicht“, sagte die Abfallexpertin des Bundesverbandes für Umweltberatung, Gudrun Pinn.

Dabei seien es nur die wiederverwertbaren Flaschen, die den Plastikmüll auf lange Sicht verringern. So entspreche der durchschnittliche jährliche Wasserverbrauch eines Bundesbürgers von 133 Litern einem Plastikmüllberg von 89 Einwegflaschen mit 1,5 Liter Inhalt, aber nur 5 Mehrwegflaschen mit 0,7 Liter Inhalt.

Einzig bei Bierflaschen sei die Zahl der Mehrwegflaschen seit Einführung des Dosenpfands gestiegen. „Der Verbraucher akzeptiert keine Bierdosen“, sagte NABU-Referent Benjamin Bongardt. Rechne man nur die Flaschen mit alkoholfreien Getränken mit einem Anstieg der PET-Einwegflaschen seit 2003 um fast 50 Prozent, sei die Mehrweg-Bilanz noch schlechter.

Bessere Kennzeichnung und ökologisch differenzierte Steuer

Um dem endgültigen Verschwinden entgegen zu steuern, müsse die Mehrwegflasche besser gekennzeichnet werden. Ein solcher Vorschlag sei auch der Politik bereits unterbreitet worden. „Entweder eine Kennzeichnung am Deckel oder eine Banderole um die ganze Flasche könnten wir uns vorstellen“, sagte Pinn.

Zusätzlich plädiert der NABU für eine ökologisch differenzierte Besteuerung von Getränkeverpackungen. So solle die Art und Menge des Materials bei der Besteuerung mit einbezogen werde. Damit ergebe sich für Glasmehrwegflaschen ein Steuersatz von 2,8 Prozent und für PET-Mehrweg von 2,6 Prozent. Bei Einwegflaschen und Dosen hingegen solle der Steuersatz bei 13 beziehungsweise 15,7 Prozent liegen. Damit spare man CO2-Emissionen und Abfälle gleichermaßen. (dapd)