Mülheim/Oberhausen. . Die Sparkassen Oberhausen und Mülheim haben die S Bargeldlogistik GmbH gegründet. Sie transportieren und zählen ihr Geld wieder selbst und bedienen auch Fililalen der Volksbank Rhein-Ruhr.

Geld ist ein lukratives Geschäft. Allein in Deutschland werden täglich 3,5 Milliarden Euro hin und her transportiert. Davon wollen auch die Sparkassen Mülheim und Oberhausen profitieren, die sich für die Bargeld-Versorgung ihrer Filialen und Geldautomaten nicht länger fremder Dienstleister bedient.

„Die Themen Sicherheit und Qualität waren für uns entscheidende Gründe, eine Tochter zu gründen“, sagt Helge Kipping, Vorstand der Sparkasse Mülheim. „Der Markt für Geldtransporte wird immer monopolistischer. Zudem wächst der Kostendruck durch die Lebensmittel-Discounter“, so Thomas de Koster, Vorstand der Sparkasse Oberhausen.

Beide Institute schlossen sich deshalb zusammen und gründeten die S-Bargeldlogistik GmbH. Die Sparkassen halten jeweils 30 Prozent an dem Unternehmen. Mit 40 Prozent ist die Mülheimer Vollmer Security GmbH vertreten, die schon früher im Auftrag der Sparkassen Geld transportierte. „Ohne diese private Expertise würde das Modell gar nicht funktionieren“, erklärt Wolfgang Demand, Geschäftsführer der S Bargeldlogistik, der die Fachleute von Vollmer übernommen hat.

Externe Kunden

Die Geschäftsidee ist offenbar aufgegangen: Das neue Unternehmen versorgt nicht nur die Sparkassen Mülheim und Oberhausen mit Bargeld. Als externe Kunden sind seit dem Start vor einem Jahr die Sparkassen Dinslaken/Voerde/Hünxe, Bottrop und Haan hinzugekommen. Besonders bemerkenswert: Auch die Volksbank Rhein-Ruhr mit Filialen in Duisburg, Oberhausen, Mülheim und Ratingen greift auf die Dienstleistungen der Sparkassen-Tochter zurück. „Wir suchen noch weitere Kunden“, sagt Demand.

Derzeit sind 54 Mitarbeiter mit sieben gepanzerten Geldtransportern und sieben Einsatzfahrzeugen in einem Radius von 80 Kilometern rund um Mülheim unterwegs. In den ersten zwölf Monaten haben sie rund 66 Millionen Münzen transportiert, gezählt und aufbereitet. Im Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank fand die S-Bargeldlogistik GmbH als Mieterin optimale Bedingungen vor. In dem 80 Quadratmeter großen Tresor, den eine 5,5 Tonnen schwere und 80 Zentimeter dicke Stahltür sichert, lagern über Nacht 20 Millionen Euro.

Hochsicherheitstrakt

Die Zahl nennen die Verantwortlichen freimütig. Denn Einbrecher haben in dem Hochsicherheitstrakt mit seinen beiden Sicherheitsschleusen, den 28 Kameras überwachen, kaum eine Chance.

Die Aufzeichnungen, die in der Regel 60 Tage aufbewahrt werden, dienen aber auch der Absicherung der Mitarbeiter, die eingehende Scheine und Münzen zählen, den Kundenkonten gutschreiben und zum Weitertransport an die Bundesbank verpacken. Reklamationen können anhand der Videobilder geklärt werden.

Kernaufgabe der S-Bargeldlogistik GmbH ist es aber auch, die 177 Geldautomaten im Verbreitungsgebiet zu betreuen. „Der Bankkunde soll ja nicht vor einem leeren Selbstbedienungsgerät stehen“, sagt Geschäftsführer Demand. Eine selbst entwickelte Software, die auch an Dritte verkauft wird, regelt den Bargeldbedarf von Standort zu Standort. Demand: „Mit dem Programm können wir den Bargeld-Bestand in den Filialen und den Automaten um mehrere Millionen Euro senken. Das erhöht die Sicherheit und unsere Zinseinnahmen.“ Den Bankkunden verspricht der Geschäftsführer, dass der Automat den Betrag in der „klassischen Haushaltsmischung“ ausspuckt und nicht nur in großen Scheinen.

„Deutschlandweite Exoten“

Nachdem die meisten Banken in den vergangenen Jahrzehnten Geldtransport und -bearbeitung an externe Dienstleister vergeben hatten, gehen die Sparkassen Mülheim und Oberhausen den Weg zurück. “Dabei sind wir deutschlandweite Exoten“, sagt Vorstand Helge Kipping.

Das bestätigt auch die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste. „Das Beispiel der S-Bargeldlogistik GmbH ist die Ausnahme“, sagt Verbandssprecher Oliver Arning. Die Branche hat aufgrund von Übernahmen, Fusionen und Skandalen wie die Pleite des seinerzeit größten deutschen Anbieters Heros einen Konzentrationsprozess durchgemacht. 2006 gab es noch 100 Unternehmen, 2011 sind es nur noch 60. 44 davon sind der Bundesvereinigung angeschlossen.

Der aktuelle Marktführer Securlog trat 2009 aus dem Arbeitgeberverband aus, um abgesenkte Tarifgehälter zahlen zu können. Die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste kündigt an, in Zukunft einen Mindestlohn zahlen zu wollen.