Berlin. Im Übernahmekampf um den angeschlagenen Autobauer Opel zeichnet sich laut einem Zeitungsbericht eine überraschende Wende ab. Demnach hat der belgische Ripplewood-Ableger RHJI sein Angebot in einem wichtigen Punkt nachgebessert: Das Werk Bochum soll angeblich erhalten bleiben.

Im Übernahmekampf um den angeschlagenen Autobauer Opel zeichnet sich laut einem Zeitungsbericht eine überraschende Wende ab. Zwischen dem in Belgien ansässigen Finanzinvestor RHJI und der Opel-Mutter General Motors (GM) liefen seit Wochen intensive Verhandlungen, berichtete die «Bild am Sonntag». Ziel sei es, noch im Laufe dieser Woche dem GM-Vorstand in Detroit und dem Treuhand-Beirat, der die Mehrheit an Opel hält, ein komplexes Vertragswerk vorzulegen. Vorstandsvorsitzender von RHJI - einer Ausgründung des US-Finanzinvestors Ripplewood - ist laut «BamS» der deutsche Bankier Leonhardt Fischer. Er wolle dem österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna Opel in letzter Minute wegschnappen.

Der Gründer und Chief Executive Officer der US-Beteiligungsgesellschaft Ripplewood Holdings L.L.C., Timothy Collins. (Foto: ap)
Der Gründer und Chief Executive Officer der US-Beteiligungsgesellschaft Ripplewood Holdings L.L.C., Timothy Collins. (Foto: ap) © AP

Die in Brüssel ansässige RHJI besserte dem Bericht zufolge ihr ursprüngliches Angebot für Opel in einem wichtigen Punkt nach. Alle deutschen Standorte sollten nach dem neuen Konzept erhalten bleiben, auch das Werk in Bochum, da es «zur Identität der Marke» gehöre. Die langfristige Sicherung des Standortes ergebe sich daraus, dass der neue Opel Zafira in Bochum gefertigt werde.

Belgier wollen weniger Schulden machen

Der RHJI-Restrukturierungsplan sieht laut «BamS» einen Garantiebedarf der europäischen Staaten mit GM-Standorten von insgesamt 3,8 Milliarden Euro vor, die spätestens bis 2014 zurückgezahlt werden sollen. Das sei knapp eine Milliarde Euro weniger als bei Magna, mit einer zudem deutlich kürzeren Rückzahlungsfrist. Der Finanzinvestor RHJI wolle den Kreditbedarf minimieren, um die Zinslast für das künftige Unternehmen und die Belastung der Steuerzahler möglichst gering zu halten. Von den rund 52.000 Opel-Jobs in Europa würden laut RHJI-Konzept etwas weniger als 10.000 abgebaut werden, berichtete die Zeitung weiter. Eine Stellungnahme lehnte RHJI demnach ab.

Bundesregierung informiert

Die Bundesregierung sei über die neue Entwicklung informiert. In Berlin sehe man Magna zwar noch immer in der Favoritenrolle, nehme RHJ und den chinesischen Mietbieter BAIC aber sehr ernst, schreibt die «BamS». Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte der Zeitung, die Bundesregierung spreche über einen Einstieg bei Opel «selbstverständlich mit allen, die sich ernsthaft an sie wenden». Er kritisierte zugleich öffentliche Festlegungen von Landesregierungen auf einen Bieter vor Abschluss der Verhandlungen. «Ich warne vor Selbstüberschätzung: Ein Vertragsabschluss zur Sicherung von Opel gelingt nicht deshalb, weil dies eine Landesregierung oder die Bundesregierung so wünscht. Das hängt zunächst und vor allem von den Vertragspartnern ab,» sagte Guttenberg. (afp/ap)