Frankfurt/Main. . Die Fluglotsen werden frühestens ab Mitte Juli streiken. Der Arbeitgeber der Fluglotsen, die Deutsche Flugsicherung, warnte eindringlich vor den Folgen eines Streiks mitten in der sommerlichen Reisezeit.
Flugreisende können vorerst aufatmen: Die Fluglotsen werden frühestens ab Mitte Juli streiken. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) beschloss am Donnerstag zwar eine Urabstimmung ihrer Mitglieder über mögliche Arbeitskampfmaßnahmen, wie sie in Frankfurt am Main mitteilte. Mit einem Ergebnis sei aber nicht vor Mitte Juli zu rechnen.
Bis zum Ergebnis der Urabstimmung werde es keine Beeinträchtigungen des Luftverkehrs durch Streiks der GdF geben, erklärte die Gewerkschaft. Der Arbeitgeber der Fluglotsen, die Deutsche Flugsicherung (DFS), warnte bereits eindringlich vor den Folgen eines Streiks mitten in der sommerlichen Reisezeit. Ein Streik würde immensen wirtschaftlichen Schaden anrichten“, erklärte Jens Bergmann, der für Finanzen und Personal zuständige DFS-Geschäftsführer, am Donnerstag in Langen bei Frankfurt am Main. Die DFS sei weiterhin gesprächs- und verhandlungsbereit, betonte er.
Die GdF-Tarifkommission hatte am Mittwochabend das Scheitern ihrer Verhandlungen mit der DFS erklärt und dem Bundesvorstand aufgefordert, über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Die GdF vertritt die Interessen von mehr als 3000 Fluglotsen und sonstigen Experten der Flugsicherung. Sie sind bei der DFS angestellt, die für die Bundesrepublik die hoheitliche Aufgabe des Flugverkehrskontrolle wahrnimmt. Das Unternehmen befindet sich im Besitz des Bundes und hat nach eigenen Angaben knapp 6000 Mitarbeiter, die unter anderem in Flughafen-Towern und Luftverkehrskontrollzentren arbeiten.
Komplizierte Verhandlungen
Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen GdF und DFS sind komplizierte Verhandlungen über Lohnerhöhungen, Personalpolitik und Arbeitsbedingungen. Die GdF fordert für ihre Mitglieder unter anderem 6,5 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von einem Jahr und will nach eigenen Angaben vor allem auch drohende Verschlechterungen bei den Arbeitsbedingungen abwehren. Die DFS bot zuletzt ein Gehaltsplus von vier Prozent für eine Tarifvertragslaufzeit von zwei Jahren und fünf Monaten an. Nach Gewerkschaftsangaben knüpfte das Unternehmen dies aber an die Bedingung, dass die Arbeitnehmerseite „weitreichende Regelungen“ für eine Erhöhung der Abfertigungskapazitäten an Flughäfen akzeptiert. Das zielt nach Einschätzung der GdF darauf ab, die Arbeitszeit für die Lotsen zu erhöhen.
Die DFS wies der Gewerkschaft die Schuld am Scheitern der Gespräche zu und bezeichnete deren Forderungen als unannehmbar. 6,5 Prozent mehr Lohn und die von der GdF geforderte „Ausweitung des gewerkschaftlichen Machtbereichs“ seien schon deshalb nicht möglich, weil dies „mit den rechtlich zwingenden Vorgaben“ der Regulierung des Flugsicherheits-Sektors innerhalb der EU kollidiere.
Künftig weniger Einnahmen
Die EU verordnete ein neues Gebührensystem, das der DFS künftig weniger Einnahmen bescheren wird und deshalb den wirtschaftlichen Druck auf das Unternehmen erhöht, wie eine DFS-Sprecherin sagte. Zu einem Knackpunkt der Verhandlungen habe sich zudem die Forderung der GdF entwickelt, Angestellte - wie in Behörden üblich - bei Erreichen eines bestimmten Dienstalters automatisch zu befördern. (afp)