München.. Das Umschichten von Girokonten auf Tagesgeldkonten lohnt sich für viele Bankkunden. Laut einer Studie verschenken Sparer jedes Jahr 4,3 Milliarden Euro. Für private Girokonten gibt es nur bei wenigen Banken und Sparkassen Zinsen.
Bankkunden in Deutschland verschenken bis zu 4,3 Milliarden Euro im Jahr, weil sie das Guthaben auf privaten Girokonten nicht auf höherverzinsliche Tagesgeldkonten übertragen und den Dispokredit nicht durch einen günstigeren Rahmenkredit ersetzen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ am Montag unter Berufung auf eine Studie des Düsseldorfer Finanzexperten Udo Keßler, die sich auf Daten der Frankfurter FMH-Finanzberatung und der Deutschen Bundesbank stützt.
Selten Zinsen bei Girokonten
Laut einer Umfrage der FMH-Finanzberatung bei 56 Geldhäusern schreibt nur etwa jede dritte Sparkasse oder Bank auf privaten Girokonten überhaupt Zinsen gut. Im Durchschnitt wird demnach jedes Guthaben auf Girokonten nur mit 0,15 Prozent verzinst. Trotzdem überlassen viele Verbraucher den Banken jede Menge Geld: Aus dem Monatsbericht Mai der Bundesbank geht hervor, dass die sogenannten Sichteinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten von Unselbstständigen und sonstigen Privatpersonen, also Arbeitnehmern, Beamten, Auszubildenden, Rentnern, Hausfrauen oder Studenten, 570,6 Milliarden Euro umfassen.
Etwa 35 Prozent davon oder 199,7 Milliarden Euro dürften nach einer Bankenumfrage von Keßler und der FMH-Finanzberatung auf private Girokonten entfallen. Würden diese Bankkunden nun die vielen Milliarden auf ein Tagesgeldkonto überweisen, könnten sie auf ein ganzes Jahr hochgerechnet zusätzlich 2,5 Milliarden Euro an Zinsen kassieren.
Günstige Aufbaukredite
Grundlage der Berechnung ist der durchschnittliche Zinssatz für Tagesgeldkonten in Höhe von derzeit 1,4 Prozent, abzüglich der Durchschnittsverzinsung für Guthaben auf Girokonten. Angenommen, die Kunden übertragen das Geld von den privaten Girokonten auf Top-Tagesgeldkonten mit einem Zinssatz von glatt zwei Prozent, würde sich ihr jährlicher Zusatzertrag sogar auf 3,7 Milliarden Euro erhöhen. Laut der Düsseldorfer Untersuchung erhöht sich dieser Betrag sogar auf jährlich 4,3 Milliarden Euro, wenn die Kunden ihre Schulden auf Girokonten durch günstigere Abrufkredite ablösen und statt durchschnittlich 11,3 Prozent Sollzinsen für den Dispokredit lediglich 7,0 Prozent Zinsen für einen Abrufkredit zahlen.
Abrufkredite bieten demnach immer mehr Banken an. Dabei räumt ein Geldinstitut einen bestimmten Kreditrahmen ein, unabhängig davon, bei welchem Geldhaus das Girokonto geführt wird. Zinsen werden für den Kunden nur für den Betrag fällig, den er auch beansprucht. (afp)