Halifax/Essen. .
Den berühmtesten Inselverkauf der Welt hat er zwar nicht in trockene Tücher gebracht. Doch Manhattan wäre mit den 24 Dollar, für die der Weseler Peter Minuit es 1626 von den Indianern erwarb, auch nicht die Preisklasse von Farhad Vladi gewesen. Der Chef der Vladi Private Islands GmbH – seit 1975 im Geschäft mit „Kaufinseln und Mietinseln“ – rechnet eher in zweistelligen Millionenbeträgen.
30 Inseln verkauft der Deutsch-Iraner im Jahr; so viele, wie die meisten Menschen in ihrem ganzen Urlaubsleben nicht bereisen. Vladis Kundenliste ist erlesen. Marlon Brando, Diana Ross oder Nicolas Cage ließen sich ihre Privatinseln einiges kosten. Die bisher größte Summe legte ein nicht namentlich genannter Franzose für sein persönliches Eiland auf den Bahamas auf Vladis Schreibtisch: 32 Millionen Euro. Es geht aber auch deutlich günstiger: Das Schnäppchen in Vladis Inselkatalog kostete 1500 Euro, was dem stolzen Besitzer „einen Felsen mit ein paar Bäumen drauf“ einbrachte. Entsprechend unterschiedlich fallen die Einnahmen für Vladi Private Islands aus: Die Provision liegt zwischen sechs und acht Prozent des Verkaufspreises. Was bei dem guten Stück auf den Bahamas gut zwei Millionen Euro ausmacht.
Eine Insel mieten für 50 000 Euro am Tag
Wer keine Insel kaufen will, kann sie auch mieten. „Das kann 50 000 Euro am Tag kosten“, sagt Vladi. Etwa so viel zahlten Google-Gründer Sergey Brin und Ex-Beatle Paul McCartney für ihre Insel-Flitterwochen, gebucht über VPI.
Farhad Vladi ist ein Makler von Träumen, ein Verkäufer von Robinson-Crusoe-Gefühlen. „Bei einer Insel weiß man sofort, ob sie einem sympathisch ist, wie bei einem Menschen. Eine Insel hat eine Seele.“ Diese Seele lässt sich zwar verkaufen, ihr Wert allerdings schwierig bemessen. Als Geldanlage sind Inseln nicht zu empfehlen. „Inseln haben keine Rendite. Der Gewinn einer Insel ist Lebensqualität“, sagt der Makler. Um ihren Wert in harter Währung zu erfassen, könne allenfalls ein Vergleich mit ähnlichen Grundstücken helfen. Der Preis einer Insel steigt außerdem mit dem Grad an Komfort: Eine Baugenehmigung sollte vorhanden sein, ebenso Strom- und Wasseranschluss. Und auch in der Karibik sollte das nächste Krankenhaus schnell erreichbar sein. Das jedenfalls sei oft die erste Frage der Frauen.
Zu Farhad Vladis Kunden zählen Frankreich und Kanada
An solche Luxusprobleme war vor 100, 200 Jahren nicht zu denken. Wirtschaftlich betrachtet waren Inseln wertloses Land, weil nicht oder nur schwierig nutzbar. Viele Staaten privatisierten deshalb ihre Inseln – die Grundlage für Farhad Vladis Geschäft. Heute kommen Inseln aus Privatbesitz fast ausschließlich „bei Tod, Scheidung, Bankrott“ ihrer Besitzer auf den Markt – und dadurch in den Katalog von VPI.
Inzwischen haben Billigflieger und Hightech-Schiffe aus den einstmals abgelegenen Eilanden profitable Reiseziele gemacht. Staaten verkaufen keine Inseln mehr; selten kaufen sie welche, um zum Beispiel das letzte Refugium einer bedrohten Tier- oder Pflanzenart zu erhalten. So haben Frankreich und Kanada schon Inseln von VPI erworben. Signalisiert ein Staat Interesse an einer Insel, besitzt er ein Vorkaufsrecht.
Inseln verkaufen ist keine Lösung für Griechenlands Schulden
Das Geschäft mit der Insel – für Griechenland ist es keines, auch wenn hierzulande manche Politiker meinen, mit dem Inselverkauf könne Griechenland seine Schuldenprobleme mildern. „Die besten Inseln sind in der Hand von Privatleuten wie Onassis. Die anderen Inseln sind entweder schwierig zu verkaufen oder solche, die der Staat unter Naturschutz gestellt hat.“
Für den Inselmakler wird das Geschäft mit den Träumen gleichwohl weiterlaufen. Inseln verheißen die Möglichkeit, der Gesellschaft entfliehen zu können, ohne aussteigen zu müssen: „Der Insulaner bestimmt alles selbst – nicht der Nachbar und nicht der Staat. Das ist Freiheit.“
Eine halbe Million Flugkilometer im Jahr
Vladi selbst besitzt eine Insel vor Neuseelands Küste. Beim Gedanken an sein eigenes Eiland wird der Geschäftsmann beinahe zum Esoteriker: „Eine Insel hat eine gewisse Energie, vielleicht durch das Wasser und die Gezeiten. Da ist irgendetwas mit verbunden.“ Eine Erklärung für dieses Gefühl hat er nicht.
Eine halbe Million Flugkilometer legt Vladi jährlich zurück – das entspricht fast 13 Erdumrundungen. Mehr als 2000 Inseln hat er über seine Hamburger Agentur verkauft. Und wer weiß: Vielleicht wird aus einer in 385 Jahren ein zweites Manhattan geworden sein.