Essen. . Viele Gastwirte sollen künftig mehr für die Fußball-Übertragungen bezahlen. So will es der Bezahlfernsehsender Sky.
Es soll ein prächtiges Saisonfinale in der Fußball-Bundesliga werden – auch für den Bezahlfernsehsender Sky. Doch hinter den Kulissen rumort es. Ein neues Preismodell von Sky verärgert viele Gastwirte, die zu den wichtigsten Kunden des Pay-TV-Senders zählen. Denn für etliche Gastronomen wird es künftig deutlich teurer, Fußball live in der Kneipe zu zeigen.
„Das ist Abzocke“, schimpft Kornelia Bössing, der das „Haus Bössing“ in Alt-Lünen gehört. Bisher habe sie etwa 2500 Euro im Jahr an den „Premiere“-Nachfolgesender überwiesen, künftig sollten es rund 4200 Euro sein. „Das rechnet sich nicht mehr für uns“, sagt Kornelia Bössing. „Wenn die Preise so bleiben, müssen wir auf Sky verzichten.“
Der Pay-TV-Sender, der vom Medienmogul Rupert Murdoch dominiert wird, zählt rund 20 000 Gastwirte in Deutschland und Österreich zu seinen Kunden. Das neue Preismodell betreffe alle Verträge, die in diesem Jahr auslaufen, so Firmensprecherin Katrin Thullner. „Wir haben das neue Modell eingeführt, um mehr Preisgerechtigkeit herzustellen“, beteuert sie.
Doch zahlreiche Gastronomen müssen draufzahlen. Teurer wird es für alle Wirte, deren Kneipen größer sind als 75 Quadratmeter. Waren bislang für eine Gaststätte mit 76 Quadratmetern 249 Euro im Monat fällig, sind es mittlerweile 289 Euro. Auf die heftigsten Preiserhöhungen müssen sich die Inhaber größerer Gaststätten gefasst machen. Noch im vergangenen Jahr kostete ein Abo ab einer Kneipengröße von 100 Quadratmetern 349 Euro monatlich, nun sind es 399 Euro (101 bis 150 Quadratmeter), 529 Euro (151 bis 200 Quadratmeter) oder sogar 639 Euro (ab 201 Quadratmeter). Hintergrund: Bislang gab es drei Preiskategorien, nun sind es sechs.
Sender in den roten Zahlen
Die Sky Deutschland AG schreibt schon seit geraumer Zeit rote Zahlen. Kürzlich engagierte der Sender den Modemacher Karl Lagerfeld („Ich guck kein Fernsehen, ich seh’ was Besseres“), um das Image aufzupolieren. Immerhin: In den ersten drei Monaten des Jahres sank der Verlust von 97 auf 87 Millionen Euro – bei einem Umsatzplus von 15 Prozent auf 270 Millionen Euro. Die Zahl der Abonnenten stieg nach Unternehmensangaben um 73 000 auf 2,73 Millionen. Der Durchschnittsumsatz pro Zuschauer liegt bei rund 31 Euro im Monat.
Die höheren Sky-Preise für Gastronomen rufen auch den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auf den Plan. „Das kann kaum noch ein Gastronom verkraften“, sagt Dehoga-Geschäftsführer Stephan Büttner. Derzeit bemühe sich der Verband in Gesprächen mit Sky darum, „Verbesserungen zu erzielen“.
Lediglich die Inhaber kleinerer Gaststätten profitieren vom neuen Sky-Preissystem. Bei einer Kneipengröße bis 49 Quadratmeter verlangte Sky bisher monatlich 199 Euro, nun gibt es auch eine Kategorie bis 35 Quadratmeter. Ein Abo hierfür kostet 159 Euro.
Hannes Schmitz, der in Essen die Gaststätten „Ego-Bar“ und „Schwarze Rose“ führt, verzichtet ganz bewusst auf Sky. „Die Investition lohnt sich nicht“, sagt er. „Wenn ich dann höre, dass es noch teurer wird, mache ich mir erst recht keine Gedanken.“
„Die saugen uns aus“
Auch Klaus Stange, der das Wirtshaus Reidemeister in Lüdenscheid führt, ist sauer auf Sky. „Die saugen uns aus“, findet er. Stange fühlt sich unter Druck gesetzt. Der Pay-TV-Sender habe erreichen wollen, dass er Gebühren für eine größere Fläche als bislang bezahlt. Zur Begründung habe Sky auf Daten der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) verwiesen. „Dass die Gema einfach Daten weitergibt, ärgert mich“, sagt Stange.
Sky bestätigt, dass es eine Kooperation mit der Gema gibt. „Die Gema stellt uns ihre Flächenberechnungen zur Verfügung“, so eine Firmensprecherin. Gastwirt Stange zweifelte allerdings die Daten der Gema an – belegt durch einen von der Stadt beglaubigten Grundriss seines Gasthofs. Danach habe Sky einen Rückzieher gemacht. „Ich möchte nicht wissen, wie viele Kollegen auf die Masche reinfallen und einfach bezahlen“, sagt Stange.