Düsseldorf/Bochum. . Wenig Hoffnung für Autofahrer: Der Tankstellen-Marktführer Aral rechnet damit, dass die Benzinpreise 2011 hoch bleiben. Die Gewinne des Konzerns sprudelten zuletzt kräftig.

Die Autofahrer in Deutschland müssen sich auch in den kommenden Monaten auf hohe Benzinpreise einstellen. Davon jedenfalls geht der Europa-Chef des Aral-Mutterkonzerns BP, Uwe Franke, aus. Mit seinen mehr als 2500 Tankstellen ist das Bochumer Unternehmen der Marktführer in Deutschland. Entsprechend groß ist der Einfluss, den Franke auf die Preise an den Zapfsäulen hat. Bei der BP-Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf verwies Franke unter anderem auf die Libyen-Krise und die gestiegene Nachfrage nach Rohöl in Asien.

Vor einigen Tagen hatten die Benzinpreise in Deutschland ein Rekordniveau erreicht. Mit 1,62 Euro war ein Liter Super so teuer wie noch nie. Dass die Kraftstoffpreise gerade zur Ferienzeit in die Höhe schnellten, erzeugte eine Welle der Kritik. Bei Franke stößt der Vorwurf der Preistreiberei auf wenig Verständnis. „Die Kritik ist schlicht unberechtigt, populistisch und in keiner Weise richtig“, sagte er. Sein Unternehmen verdiene nach allen Kosten und Steuern im Schnitt knapp einen Cent pro Liter Benzin, verteidigt sich der BP-Manager.

Allerdings sind die Gewinne des Aral-Mutterkonzerns BP in Europa im vergangenen Jahr kräftig gesprudelt. Unter dem Strich blieb ein Bilanzgewinn von rund 630 Millionen Euro in der Kasse des Konzerns. Die Öl-Katastrophe rund um die BP-Plattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko habe sich nicht negativ auf das Geschäft von BP in Europa ausgewirkt. Günstig war für BP offenbar, dass der Konzern hierzulande auf die Marke Aral setzt. Allein in Deutschland stieg der Gewinn um schätzungsweise 50 Prozent auf rund 450 Millionen Euro.

E 10 auch in Nordrhein-Westfalen

Bei dem umstrittenen Bio-Sprit E 10 rudert Aral unterdessen zurück. Ab dem Sommer will die Tankstellenkette neben E 10 auch das normale Superbenzin wieder flächendeckend anbieten. Es soll allerdings pro Liter fünf Cent teurer sein als E 10. Dies bedeutet jedoch nicht den Verzicht auf den Biosprit. Im Gegenteil: Parallel zur Rückkehr des normalen Superbenzins will der Konzern E 10 auch an den 1200 Tankstellen einführen, die den Kraftstoff bisher nicht anbieten – etwa in Nordrhein-Westfalen.

Der für Aral zuständige Vorstand Stefan Brok betonte, er gehe davon aus, dass sich E 10 trotz der aktuellen Probleme auf Dauer durchsetze. „E 10 wird in der Zukunft das führende Benzinprodukt sein. Da bin ich sicher.“ Derzeit liege der Anteil von E 10 an den Tankstellen, wo es angeboten werde, bei rund 30 Prozent.

Die gestiegenen Gewinne bewertete Uwe Franke als „einen Erfolg, auf den alle Mitarbeiter mit Recht stolz sein dürfen“. Gleichwohl gab es auch im vergangenen Jahr Stellenabbau bei BP. Ende des Jahres arbeiteten in Deutschland etwa 5160 Mitarbeiter für das Bochumer Unternehmen – 100 weniger als im Jahr zuvor. Franke hob hervor, der Stellenabbau sei ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgt. Für Wirbel hatte in der Bochumer BP-Zentrale insbesondere der Aufbau eines europäischen Service-Centers in Budapest gesorgt, in dem bereits jetzt mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigt sind. Insgesamt sollen in den nächsten Jahren mehr als 450 Stellen aus der europäischen BP-Verwaltung nach Budapest verlagert werden. Dort werden die internationalen Geschäfte von BP in acht verschiedenen Sprachen betreut.

Intensiv mit dem Stellenabbau befasst war Personalvorstand Michael Schmidt (51), der in einem Jahr den Vorstandsvorsitz von BP Europa übernimmt. Franke (62) geht dann in den Ruhestand. Schmidt ist seit 1998 für BP tätig und wechselte vor sechs Jahren in den Vorstand.

Einschnitte in Gelsenkirchen

In Gelsenkirchen befindet sich der wichtigste deutsche Raffinerie-Standort von BP mit zuletzt rund 2000 Beschäftigten. Der Konzern hatte angekündigt, auch hier über mehrere Jahre hinweg 400 Stellen zu streichen. „Diese gravierenden Einschnitte zur Sicherung des Standorts sind unabdingbar“, betonte Konzernchef Franke. Seit Anfang des Monats hat es BP im Raffineriegeschäft („Ruhr Oel“) mit einem neuen Partner zu tun. Die staatliche venezolanische Ölgesellschaft verkaufte ihren 50-Prozent-Anteil an den russischen Konzern Rosneft. Franke zeigte sich zuversichtlich, dass Ruhr Oel von diesem Einstieg profitieren wird.