Darß. . Deutschlands erster kommerzieller Windpark in der Ostsee ist am Montag vor der Halbinsel Fischland-Darß ans Netz gegangen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nahm den 16 Kilometer vor der Küste errichteten Offshore-Park „Baltic 1“ in Betrieb. Doch an den deutschen Küsten verläuft der Ausbau der Windkraft schleppend.
Strom aus Windenergie soll einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Energiewende leisten. Darüber herrscht mittlerweile Konsens. Aber die Baumaßnahmen kommen besonders für Windparks auf dem Meer nur langsam voran. Darüber kann nicht hinwegtäuschen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern den ersten Windpark in der deutschen Ostsee offiziell in Betrieb nahm.
Die Anlage des Energiekonzerns EnBW umfasst 21 Windräder und heißt „Baltic 1“. Sie steht nördlich der Halbinsel Darß und soll mit einer Gesamtleistung von 50 Megawatt rund 185 Gigawattstunden jährlich bis zu 50 000 Haushalte an Land versorgen. Dies ist freilich erst der dritte Windpark, der in deutschen Gewässern Strom liefert. Die beiden anderen sind Alpha Ventus bei Borkum mit zwölf Rotoren und Bard Offshore, ebenfalls bei Borkum, mit elf Windrädern.
Die Pläne für zusätzliche Windparks gehen weit über diesen bescheidenen Stand hinaus. Die Deutsche Energieagentur verzeichnet 94 Projekte mit tausenden Windrädern, die teilweise längst genehmigt sind. In Zukunft könnten sie bis zu 20 Prozent des deutschen Strombedarfs decken.
Stellt sich die Frage: Warum dauert es so lange, bis die Windräder stehen? Der ehemalige Hamburger SPD-Umweltsenator Jörg Kuhbier sagt, „dass auch große deutsche Banken sehr zurückhaltend“ seien, was die Finanzierung von Windparks betreffe. Die Entwicklungsfirmen kommen nur langsam voran, weil ihnen Kapital fehlt. Kuhbier sitzt im Vorstand des Offshore Forums Windenergie, ein Interessenverband, der sowohl Konzerne wie EnBW und RWE als auch kleinere Firmen vertritt.
Um einen Windpark zu finanzieren, brauche man bis zu 1,5 Milliarden Euro, so Kuhbier. Gegenwärtig würde jedoch kaum ein Geldinstitut mehr als 50 Millionen zur Verfügung stellen. Weil jedoch nur ein gutes Dutzend europäischer Banken überhaupt Kredite für Anlagen auf dem Meer gäben, gerieten die Bauherren schnell an ihre Grenzen. Von den großen Energiekonzernen abgesehen, fehle vielen Unternehmen das Eigenkapital, um die teuren Projekte auf See aus eigener Kraft zu stemmen.
Für die Zurückhaltung der Banken macht Kuhbier zwei Gründe: Erstens sei das Geschäft mit den Windparks noch neu. Es gebe deshalb wenig Erfahrungen, wie sich Kosten und Renditen über die Jahre entwickelten. Um bei ihren Kreditengagements keine Verluste zu erleiden, verhielten sich die Institute vorsichtig. Zweitens spiele die Finanzkrise eine Rolle, die die Banken viel Geld gekostet habe und ihren Spielraum für risikoreiche Kredite einenge.
Abhilfe schaffen soll ein neues Kreditprogramm der öffentlichen KfW-Bank, das die Bundesregierung eingeleitet hat. Fünf Milliarden Euro für zusätzliche Kredite für die ersten zehn Offshore-Windparks stehen so zur Verfügung. Im Laufe des Mai könnte der Bundestag beraten.
Höhere Förderung
Nicht nur das Offshore Forum Windenergie, auch Reinhard Loske, Grüner Umweltsenator von Bremen, schlägt zudem vor, die Einspeisevergütung für Windstrom von See in der ersten Jahren anzuheben. Die höheren Einkünfte würden den Firmen helfen, die hohen Anfangsinvestitionen zu finanzieren. Wenn man gleichzeitig den Förderzeitraum einschränke, nehme die Subventionierung dadurch insgesamt nicht zu.