Berlin. .

Was wird er kosten, der Strom ohne Atom? Mittlerweile gibt es dazu viele Berechnungen, die zum Teil weit voneinander abweichen.

Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) geht von einem moderaten Preisanstieg um 0,1 bis 0,9 Cent pro Kilowattstunde aus. Er begründet dies mit einem alten Gutachten zur Laufzeitverlängerung der Atommeiler. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet: Ohne Atomstrom würde sich die Kilowattstunde um 1,4 bis 1,6 Cent verteuern, was einen Durchschnittshaushalt mit 240 Euro pro Jahr belaste.

Mit drastischeren Zahlen warten die staatliche Energieagentur Dena, die dem Wirtschaftsministerium nahesteht, und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) auf: Die Dena erwartet einen Preisanstieg von 5 Cent pro Kilowattstunde. Strom könnte für Privathaushalte um 20 Prozent teurer werden. Kosten einer Atomwende insgesamt: bis zu 20 Milliarden Euro.

33 Milliarden bis 2020

Der BDI hat für seine Berechnung das Kölner Energieforschungsinstitut „r2b energy consulting“ beauftragt: Das sofortige, dauerhafte Aus für acht Kernkraftwerke sowie eine schnellere Abschaltung aller deutschen Atommeiler bis Anfang 2018 lasse die Strompreise um fast ein Drittel steigen, so das am Sonntag veröffentlichte Ergebnis. Die Großhandelspreise dürften durch den vorgezogenen Atomausstieg im Jahr 2018 bei 70 Euro pro Megawattstunde liegen. Bis 2020 kämen auf die Verbraucher Mehrkosten von etwa 33 Milliarden Euro zu.

Die steigenden Preise erklärt das Institut vor allem durch den Einsatz teurerer Erzeugungstechnologien und höhere CO2-Emissionshandels-Preise. Den größten Anteil der Mehrkosten müssten Industrie und Gewerbe übernehmen: Sie hätten 24 Milliarden Euro zu tragen, die privaten Verbraucher neun Milliarden Euro.

Welche Rechnung stimmt, ist schwer zu durchschauen. Die Schwankungen sind enorm und wohl auch davon abhängig, ob die Rechner für oder gegen die Energiewende sind. Einer der eifrigsten Mahner ist Hans-Werner Sinn vom marktwirtschaftlich geprägten Ifo-Institut. Er rechnet mit einer Kostenexplosion, die die energieintensive Industrie aus Deutschland vertreiben könnte. Am Ostermontag legte Sinn nach: „Die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung sind nach einem Atomausstieg nicht mehr erreichbar.“