Oberhausen..

Angefangen hat alles mit einem MG PA, Baujahr 1934. Ein zweisitziger Sportwagen, große runde Scheinwerfer, hoher Kühlergrill. „Den habe ich mir zugelegt, fertig gemacht und dann verkauft“, erzählt Konrad Filip. „Dann kam der nächste Wagen an die Reihe.“

Oldtimer sind mehr als ein Hobby, weit mehr. Sie sind Leidenschaft, hartes Geschäft, Wertanlage. Kurzum: ein Milliardenmarkt der Nostalgie. Das zeigt nicht nur der riesige Ansturm auf die Techno Classica – größte Oldtimer-Messe der Welt, die derzeit in Essen stattfindet. Das zeigen auch die nackten Zahlen: Da werden Unsummen für Klassiker ausgegeben, allein sieben Millionen Dollar für einen Ferrari Spider von 1959. Die Wertzuwächse sind enorm (Grafik).

Auch Konrad Filip kann von dem Geschäft mit den Oldtimern gut leben: 40 Jahre gibt es den Veteranen-Laden, aus drei Leuten besteht das Team. Dennoch ist der gelernte Kfz-Mechaniker mit einigen Entwicklungen in der Szene nicht einverstanden. Es gebe immer mehr Menschen, die hier schnelles Geld wittern. Profitgeier nennt er solche Vertreter. „Die sollen lieber Schuhe verkaufen, das ist einfacher“, ereifert er sich. „Wem es nur ums Geldverdienen geht, ist hier fehl am Platz.“

Auch Filip steht auf der Techno Classica. „Wir wollen zeigen, dass wir noch leben“, sagt er lachend, „und schauen, was in der Szene so los ist.“ Mehr als 1100 Aussteller sind in diesem Jahr dabei: Von den großen Herstellern über Ersatzteilanbieter bis hin zu Händlern und Restauratoren wie Konrad Filip.

Der würde gerne sein Werkstatt-Team vergrößern, aber: „Ich finde nicht die richtigen Leute“, klagt der 59-Jährige. „Es fehlen die Enthusiasten, denn die Arbeit an Oldtimern unterscheidet sich gravierend vom normalen Mechatroniker-Schrauben.“ Kein Problem sei gleich, sogar bei Fahrzeugen der selben Baureihe gelte es, genau hinzuschauen. „Wir müssen bei der Arbeit die ganze Zeit den Kopf einschalten. Wir können ja nicht einfach die Teile austauschen oder aus dem Regal mal eben ein Ersatzteil holen.“ Wer an alten Autos schrauben wolle, Fehler beseitigen möchte, der brauche viel Erfahrung.

„Früher habe ich selbst noch geschraubt“, erzählt er. Ein bisschen Wehmut klingt in der Stimme mit. „Aber nach und nach wurde das hier so viel, dass der kaufmännische Teil mehr und mehr Zeit in Anspruch nahm.“ Aber wenn es sein muss, dann greift der Chef immer noch zum Werkzeug. Vor allem, wenn es um sein ganz persönliches Projekt geht. Einen Delage von 1931 möchte er auf Vordermann bringen, sechs Jahre dauert das jetzt schon. Das Fahrgestell ist fertig, das Lenkrad montiert. Auch der Motor und der Aufbau sind da, stehen aber noch in einer Ecke.

Geduld sei eine Tugend im Umgang mit Oldtimern, sagt Filip. Auch Kunden müssten manchmal länger warten: „Mal eben gibt’s nicht“, sagt er und deutet auf einen Lagonda M45, Baujahr 1935. „Der braucht einen neuen Kühler. Das kann schon mal sechs Monate dauern, bis wir das passende Teil bekommen.“ Originaltreue ist wichtig.

Auch bei dem Delage D8SS von 1931, der aufgebockt in der Werkstatt steht. Die Vorderräder sind abmontiert – die Achse musste erneuert werden. „Hier kann ich natürlich eine billige Lkw-Achse einbauen. Erfüllt die Funktion, der Unterschied fällt kaum auf“, meint Filip. „Oder ich nehme das Originalteil für 20 000 Euro.“ Spricht’s und lacht. Sechsstellige Beträge könne man durchaus in die Restauration eines Oldtimers stecken.

Also nur ein Hobby für Besserverdiener? „Ach, das ist doch Quatsch“, sagt der 59-Jährige. „Es kommt immer darauf an, was man will.“ Gerade wer neu in die Szene einsteige, komme oft günstig weg. „Die Leute interessieren sich dann für Fahrzeuge, die in ihrer Jugend populär waren, so genannte Youngtimer.“ Die sind - grob gerechnet - keine 30 Jahre alt. „Ein Opel Kadett zum Beispiel“, meint Filip. Oder ein Mini. „Das können sich auch Studenten leisten.“