Essen. .

Seit 13 Uhr steht der Duisburger Bahnhof still. Fernzüge und Nahverkehrszüge werden zum Teil umgeleitet oder fallen aus. Dies alles ist keine Folge des Warnstreiks, zu dem die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) die Kollegen der Privatbahnen aufgerufen hat. Duisburg steht still, weil im Wohngebiet neben dem Hauptbahnhof eine Zehn-Zentner-Bombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärft wird. Um 14 Uhr wollen die Experten damit beginnen, wie lange der Einsatz dauern wird, ist zurzeit offen.

Der Streik der Lokführer bei den Privatbahnen läuft seit 2.30 Uhr in der Nacht. Schüler und Berufspendler im Ruhrgebiet haben die Folgen am Morgen gespürt. Linien der Eurobahn – wie der RE 3 zwischen Düsseldorf und Hamm – sind ebenso betroffen wie die Abellio-Linien RE 16 (Ruhr-Sieg-Express, Essen – Iserlohn/Siegen), RB 91 (Ruhr-Sieg-Bahn, Hagen – Iserlohn/Siegen), RB 40 (Ruhr-Lenne-Bahn, Essen – Bochum – Hagen) und RB 46 (Glückauf-Bahn, Gelsenkirchen – Bochum).

130 Züge ausgefallen

„Bei der Eurobahn steht seit Streikbeginn sehr viel“, erklärte Franz Schmidt, Bezirksvorsitzender der GdL in NRW am Morgen. Rund 50 Züge seien seit Schichtbeginn ausgefallen oder mit Verspätung gestartet. Am frühen Nachmittag stand fest, dass mehr als 130 Personenzüge ausgefallen waren, weil 30 Lokführer streikten. „Das sollte den Privatbahnen zeigen: Auch sie müssen verhandeln“, so Schmidt.

Das Essener Unternehmen Abellio, so Schmidt, versuche, den Verkehr durch Doppelbesetzungen sicher zu stellen. Keine Einschränkungen habe es bisher bei der Prignitzer Eisenbahn (Dortmund – Coesfeld – Enschede) gegeben.

Die Regional- und S-Bahnen der Deutschen Bahn sind diesmal von den Streiks nicht betroffen. Sie dürften allerdings zeitweise voller sein als sonst. Probleme im Fernverkehr erwartet die Bahn nicht – Privatbahnen, die im Depot bleiben, störten den Betrieb nicht, erklärte ein Sprecher.

Kein Angebot, kein Verhandlungstermin

Ziel der Streiks, zu denen die Lokführer-Gewerkschaft bundesweit aufgerufen hat, sind Haustarife mit den einzelnen Unternehmen. Im Regionalverkehr transportieren Privatbahnen heute rund 15 Prozent der Fahrgäste. Arbeitszeiten und Bezahlung der Lokführer sind unterschiedlich und deutlich schlechter als bei der Deutschen Bahn.

“Bis heute hat uns kein Unternehmen ein Angebot vorgelegt oder einen Verhandlungstermin vorgeschlagen“, sagt der GdL-Vorsitzende. „Ich hoffe, dass sich jetzt bald etwas bewegt.“ (sise)