Essen.. Japan, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist angeschlagen. Die Konzerne Toyota, Sony und Toshiba sind unter Druck. Experten sehen aber kaum Risiken für Deutschland.

Das Jahrhundertbeben bringt Japan auch wirtschaftlich in große Not. Bei den Autobauern Toyota, Nissan und Honda stehen die Fließbänder still. Auch in den Werken von Unternehmen wie Sony, Toshiba und Canon gibt es Produktionsausfälle. Der Strom wird rationiert. An der Börse brachen die Kurse ein. Um die Märkte zu stabilisieren, pumpte die japanische Notenbank eine Rekordsumme von umgerechnet 132 Milliarden Euro in das Finanzsystem. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt steht unter Schock. Noch lassen sich die Schäden kaum abschätzen. Auch die deutsche Wirtschaft blickt gespannt auf Japan.

Welche Branchen in Japan sind besonders betroffen?

Häfen sind beschädigt. Mehrere Stahlwerke, Raffinerien, Auto- und Halbleiterfabriken bleiben geschlossen. Der Elektronikriese Sony hat seine Produktion in acht Werken angehalten. Der weltweit drittgrößte Stahlproduzent Sumi­tomo stoppte in seinem wichtigsten Werk die Produktion. Beim weltweit größten Autobauer Toyota ist die Fertigung in zwölf Fabriken unterbrochen. „Die japanischen Autohersteller werden geschwächt. Das ist für alle deutschen Produzenten natürlich eher ein Vorteil“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Wie reagieren die Börsen auf die Katastrophe in Japan?

Die Krise hat das Vertrauen vieler Investoren in das Wachstum der Weltwirtschaft erschüttert. An den Aktienmärkten gab es zum Teil starke Kursverluste. Auch der deutsche Leitindex Dax verzeichnete Einbußen. Zu den großen Verlierern zählten neben Energiekonzernen auch die Versicherungsriesen.

Keine neue globale Rezession

Was sind die Folgen für die deutsche Konjunktur?

„Eine erneute globale Rezession befürchte ich nicht, auch nicht eine hiesige deutliche Konjunkturabschwächung“, sagt der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz. Allerdings könne die Naturkatastrophe einige deutsche Firmen, die stark in Japan engagiert sind, hart treffen. Der deutsche Außenhandel geht nicht von einem Einbruch der Weltwirtschaft aus. Die Konjunktur werde vermutlich lediglich „eine Schramme“ abbekommen, so Außenhandelspräsident Anton Börner. Womöglich könnten deutsche Firmen sogar vom Wiederaufbau profitieren.

Wie wirkt sich die Japan-Krise auf den Ölpreis aus?

Die Furcht vor einem Konjunkturdämpfer hat den Öl­preis gedrückt. Rohöl der für Europa wichtigen Sorte Brent verbilligte sich um 1,5 Prozent auf rund 112 Dollar. Doch der deutsche Tankstellen-Marktführer Aral erhöhte gestern im Tagesverlauf die Preise um zwei Cent. Im bundesweiten Durchschnitt kostete Super-Benzin 1,53 Euro und Diesel 1,43 Euro. Einige Aral-Konkurrenten im Ruhrgebiet senkten dagegen deutlich die Preise – zuweilen bis auf 1,39 Euro für Super-Benzin.