Essen. . Die US-Luftwaffe will Tankerflotte modernisieren. Noch am Donnerstag könnte eine Entscheidung fallen, wer den Zuschlag für den Milliardenauftrag bekommt. EADS hat gute Chancen.

Eigentlich geht es ja nur um eine Flugzeugbestellung. Doch die ist politisch hochbrisant. Weil es um viel Geld geht. Und um so etwas wie Patriotismus. Darf das US-Verteidigungsministerium einen milliardenschweren Auftrag nach Europa vergeben, wenn ein US-Flugzeugbau­er auch ein Angebot abgegeben hat? Seit fast zehn Jahren zieht sich nun schon der Streit um die Modernisierung der Tankerflotte für die US-Luftwaffe hin. Am Donnerstag könnte endlich eine Entscheidung fallen.

Die Chancen für EADS stehen nicht schlecht. Der europäische Rüstungskonzern hatte den 35 Milliarden Euro schweren Auftrag ja schon einmal fast in der Tasche – bis Konkurrent Boeing auf die Barrikaden ging und das Pentagon einen Rückzieher machte. Das Problem, so hieß es da­mals, sei nicht mehr in der Amtszeit von Präsident Geor­ge W. Bush zu lösen.

179 Tankflugzeuge benötigt die US-Luftwaffe. Sie sollen im Schnitt 50 Jahre alte Maschinen vom Typ KC-135 ersetzen, Relikte der Eisenhower-Ära. Bereits im September 2001 macht sich Darleen Druyun, Vize-Chefeinkäuferin der US-Luftwaffe, da­für stark, 100 Boeing-Flugzeuge zu leasen. Keine zwei Jahre später wechselt Druyun zu Boeing. Im Mai gibt das Pentagon grünes Licht für den Flugzeugbauer. Doch der Interessenkonflikt zieht Kreise und be­deutet das Aus für das Geschäft. Druyun muss Boeing En­de 2003 verlassen, Firmenchef Condit stolpert kurz darauf über die Affäre.

Boeing könnte erneut Beschwerde einlegen

Im September 2005 kommt EADS ins Spiel. Die Europäer wollen mit dem US-Flugzeugbauer Northrop Grumman ko­operieren und mitbieten. 2007 kommt die Ausschreibung heraus, EADS und Northrop bekommen im Februar 2008 den Zuschlag, Boeing legt aber Beschwerde ein. Das Geschäft wird erneut verschoben. De­zember 2009: Northrop scheidet aus. Begründung: Die neue Ausschreibung bevorzuge Boeing. EADS macht auf eigene Faust weiter.

Am 11. Februar lief die Bieterfrist aus. Das Ende eines unendlichen Geschäfts? Muss nicht sein. Experten gehen davon aus, dass Boeing erneut Beschwerde einlegt, sollte EADS den Zuschlag erhalten.