“Im Kern“, sagt Thomas Neuhaus, Fachbereichsleiter Grundsicherung beim Jobcenter Kreis Unna, „geht es um Familienfreundlichkeit in unseren Unternehmen.“
Im Speziellen meint er den Umgang mit Alleinerziehenden und ihren Problemen, erstmals oder wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu finden.
Das Jobcenter Kreis Unna hat es sich auf die Fahnen geschrieben, gerade für die Gruppe der Alleinerziehenden ein besonderes Angebot zu machen. „Wir versuchen, in allen Städten unseres Kreises Netzwerke für Alleinerziehende zu implementieren“, sagt Thomas Neuhaus. „Wir wollen, dass man diese Zielgruppe wahrnimmt und sich stärker um sie kümmert“, betont er mit Nachdruck. Alleinerziehende sind – anders als manche meinen – eine wahre Bereicherung für den Arbeitsmarkt. Schließlich bringen sie Qualifikationen mit, die sich andere erst mühsam erarbeiten müssen. An Organisationsfähigkeit mangelt es Müttern und Vätern, die sich alleine um den Nachwuchs kümmern müssen, nicht. Auch wenn es um soziale Kompetenzen geht, punkten Alleinerziehende. Das haben längst noch nicht alle Arbeitgeber im Blick – auch wenn es, wie Thomas Neuhaus betont – gerade im Kreis Unna ein paar beispielhafte Unternehmen gibt. Spätestens der künftige Fachkräftemangel dürfte daran etwas ändern.
Auch Väter sind betroffen
Wer Alleinerziehende meint, denkt an Frauen, die sich um die Kleinen kümmern. Das ist im Prinzip auch richtig – 94 Prozent der Alleinerziehenden, die vom Jobcenter betreut werden, sind Frauen. Aber auch 6 Prozent Männer gehören dazu. Erstaunlich: Vermutlich haben es Männer auch als Alleinerziehende leichter als Frauen. „Danach werden Männer in Vorstellungsgesprächen oft gar nicht gefragt und wenn, traut man es ihnen schon zu, dass sie die Situation meistern“, sagt Thomas Neuhaus. Vorurteile sind halt nicht so leicht abzubauen.
Situation im Kreis Unna
Zur Zeit betreut das Jobcenter Kreis Unna rund 3000 Alleinerziehende. Die Tendenz sei steigend, so Thomas Neuhaus, obwohl Alleinerziehende nicht schlechter ausgebildet seien als Familien mit zwei Elternteilen. Alleinerziehende müssten viele Probleme bewältigen. Wenn sie mehrere kleine Kinder haben, sind sie zudem oft von erhöhtem Armutsrisiko betroffen.
Netzwerke knüpfen
Das Jobcenter Kreis Unna, damals noch ARGE, hat sich 2009 an einem Ideenwettbewerb des Bundesministerium Arbeit und Soziales „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ beteiligt. Das Konzept, das vorgelegt wurde, gefiel. Das Jobcenter Kreis Unna setzt das Projekt seitdem mit Unterstützung des Bündnisses für Familie um. Heute weiß Thomas Neuhaus, dass er sich auf ein gutes Netzwerk verlassen kann. „Nur wenn Jobcenter, Jugendamt und Unternehmen an einem Strang ziehen, können wir für die Alleinerziehenden etwas bewegen“, sagt er. Er sieht das Projekt auf einem guten Weg – auch wenn noch viel zu tun bleibt. Mehr Infos unter www.jobcenter-kreis-unna.de.