Berlin. . Bundesbank-Präsident Axel Weber verkündet seinen Rücktritt. Aus persönlichen Gründen, die allerdings nicht näher erläutert wurden. Damit kommt er wohl auch nicht als neuer EZB-Chef in Frage. Favorit auf die Weber-Nachfolge ist Jens Weidemann.

Die Kanzlerin schickte ihren Regierungssprecher vor die Mikrofone, und der blieb auch noch wortkarg: Bundesbank-Präsident Axel Weber trete am 30. April ab, verkündete Steffen Seibert kurz und knapp. Aus „persönlichen Gründen“ – die aber nicht näher erläutert wurden. Einen Nachfolger will die Regierung nächste Woche präsentieren. Als einer der Favoriten gilt Jens Weidmann, Wirtschaftsberater der Kanzlerin.

Weber war zuvor mit Kanzlerin Angela Merkel und Fi­nanzminister Wolfgang Schäuble zusammengetroffen. Erst einmal zuvor hatte ein Bundesbank-Präsident seinen Posten vorzeitig aufgegeben: Karl-Otto Pöhl ging 1991, weil er die Politik Helmut Kohls nicht mittragen wollte, die Ost-Mark eins zu eins in die D-Mark umzutauschen. Pöhl wechselte ein Jahr später zur Privatbank Sal. Oppenheim.

Mangelnde Unterstützung aus anderen Euro-Ländern

Die Personalie Weber hat Folgen weit über die Bundesbank hinaus: Mit dem Rückzug des früheren Wirtschafts-Professors in Köln sieht Merkel ihre Linie durchkreuzt, einen Deutschen auf dem Chefsessel der Europäischen Zentralbank als Nachfolger des Franzosen Jean-Claude Trichet zu platzieren. Denn nach seinem Rückzug ist Weber wohl auch als Kandidat für die EZB aus dem Rennen. Dass er seine Kandidatur aufgibt, liegt in erster Linie an mangelnder Unterstützung aus anderen Euro-Regierungen.

Eigentlich braucht Merkel nun einen neuen EZB-Kandidaten. In Frage kommen aus deutscher Sicht beispielsweise der Chef des europäischen Rettungsfonds EFSF, Klaus Regling, oder Jürgen Stark, der Chef-Volkswirt der EZB. Ob sich die Mitglieder der Eurozone auf einen der beiden besser einigen könnten als auf Weber, erscheint allerdings fraglich. Auch deshalb sprach Wolfgang Schäuble gestern Mittag diesen Satz: „Deutschland hat nie erklärt, dass es auf einen deutschen Kandidaten besteht.“

Garant der deutschen Position in der EZB

Dem Wortlaut nach mag diese Formulierung stimmen, sinngemäß allerdings weist sie in die falsche Richtung. Gerade die Bundesbank als ehemalige Hüterin der harten D-Mark und die konservativ-liberale Bundesregierung haben in der gegenwärtigen Situation der latenten Euro-Krise ein großes Interesse daran, die Geld- und Finanzpolitik der Europäischen Zentralbank von der Spitze aus zu lenken.

Denn die Bundesbank stellt den stabilen Wert des Euro, die Bekämpfung der Inflation und Sparsamkeit bei den staatlichen Ausgaben mehr in den Vordergrund, als es andere Euro-Regierungen tun. Axel Weber sollte und wollte als Garant dieser deutschen Position in der EZB wirken. Merkel gedachte ihm auch eine Rolle bei dem schwierigen Unterfangen zu, die Bundesbürger mit der teuren Rettung des Euro angesichts der Währungskrise in Griechenland und Irland zu versöhnen.