Essen.

Ralf Zacherl bereitet pochierten Schellfisch in der Showküche zu und wirbt so für kulinarisch korrekten Energieverbrauch. Ein Sattelschlepper, ein Taxi und ein Rennwagen stehen für die Botschaft, dass Erdgas und Mobilität untrennbar miteinander verbunden sind. Energiemanager aus aller Welt fachsimpeln derweil über Gas und Geothermie: Bei der Messe E-World trifft sich die Energiebranche.

Ivo Grünhagen, Vorstand der Hagener Enervie, schaut von der erhöhten Lounge des Enervie-Messestandes auf das Treiben in Halle 2 der Messe Essen und stellt fest: „Der Markt ist reif für Elektromobilität.“ Auch in Südwestfalen. „Wir haben uns als Ziel gesetzt, bis Jahresende 20 bis 25 Elektromobile auf den Markt zu bringen. Wir stellen fest, dass das Interesse vorhanden ist, auch wenn manche Kunden bemängeln, dass man ja eigentlich eine Garage benötigt, um diese Autos zu laden. Deswegen wollen wir Partnerschaften mit größeren Firmen eingehen, um Ladestationen auf Mitarbeiter-Parkplätzen einzurichten.“

Grünhagens Ziel: In zehn Jahren einen Marktanteil von fünf Prozent zu erreichen. Das sei aber nur möglich, wenn man den potenziellen Kunden entgegen komme: „Heute ist das alles noch zu kompliziert, deshalb bieten wir ein rundum-sorglos-Paket an, das der Markt versteht.“ Gerade hat Enervie dafür eine strategische Partnerschaft mit dem Mobilitätsdienstleister The Mobility House geschlossen. „Wir laden weitere Energieversorger, Stadtwerke und Kommunen dazu ein, mit The Mobility House Elektromobilität in ihren Regionen auf der Grundlage praxisnah entwickelter Mobilitäts-Produkte umzusetzen. Wir glauben an die Elektromobilität“, erklärt Grünhagen.

Smart Metering, also intelligente Stromzähler, die Preisvorteile nutzen und nie abgelesen werden müssen, sind ein großes Thema auf der Messe, aber nach Grünhagens Einschätzung ist der Nutzen dieser Technik für den Endkunden derzeit noch sehr gering. „Es gibt nicht genug Kunden, die das möchten, der Markt ist noch nicht reif“, meint Grünhagen und spricht von einer Latenzzeit dieser Technik von 20 Jahren.

Sorgen bereitet der EnervieGruppe (Lekker-Energie, Mark-E, Stadtwerke Lüdenscheid und Enervie Assetnetwork) nach wie vor die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. „Die Regierung spricht immer nur mit den Großen der Branche und beschert uns Wirtschaftlichkeitsdruck. Die Laufzeitverlängerung ist ein schlechtes Signal und eine Verzerrung des Wettbewerbs.“ Darunter würden insbesondere kleine und mittlere Energieversorger leiden. Und nicht zuletzt der Klimaschutz, denn die Laufzeitverlängerung behindere Investitionen in modernere Technik.

Da mag die Ankündigung von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Morgen bei der Eröffnung der E-World in Essen nur ein schwacher Trost gewesen sein. Remmel kündigt eine schärfere Gangart Nordrhein-Westfalens beim Klimaschutz und erneuerbaren Energien an und sichert den Städten und Gemeinden Hilfestellung und Beratung des Landes bei Potenzialanalysen für erneuerbare Energien zu. Auch eine Clearingstelle zur Konfliktlösung will er einrichten: „Wir wollen, dass sich Kommunen und Bürger aus dem erneuerbaren Energie-Mix das Beste für ihre Region heraussuchen.“