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Mehr Frauen in Spitzenpositionen – offenbar gibt es nur wenige Konzerne, die nicht danach streben. Auf Anfrage der WAZ gaben die ausgewählten Aktiengesellschaften aus dem Revier und NRW an, sich darum zu bemühen. Mit Hilfe von Förderprogrammen zum Beispiel. Trotzdem: Eine starre Frauenquote lehnen die meisten ab.
Der Anteil der Frauen in absoluten Spitzenpositionen liegt Unternehmensangaben zufolge bei elf Prozent. Nehme man die Führungsebene darunter hinzu, betrage er 15,2 Prozent. Derzeit diskutiert RWE – 70 000 Beschäftigte – über die Einführung einer Frauenquote. Wann eine Entscheidung getroffen werde, sei offen, so eine Sprecherin. Frauen im Vorstand gibt es unter anderem bei den Tochtergesellschaften RWE Essent (Niederlande) und RWE East. Letztere ist eine Dachgesellschaft für die Unternehmenstöchter in Zentral- und Südosteuropa sowie in der Türkei. Dort sitzt Marie-Theres Thiell im Vorstand. Im Aufsichtsrat des Gesamtkonzerns sind Dagmar Mühlenfeld und Dagmar Schmeer vertreten.
Der Energiekonzern will seinen Anteil weiblicher Führungskräfte mehr als verdoppeln, sagte eine Sprecherin dem Handelsblatt. Derzeit liege dieser bei elf Prozent. Exakte Zielgrößen wolle der Vorstand in den kommenden Wochen festlegen und auch einen Zeitraum für das Erreichen definieren. Letztlich dürfte die Zahl zwischen 25 und 30 Prozent liegen, so die Wirtschaftszeitung, die sich auf Unternehmenskreise beruft. Im Vorstand von Eon sitzt bereits eine Frau: die ehemalige Chefin des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Regine Stachelhaus. Sie ist unter anderem zuständig für Personal, Informationstechnik, Einkauf und Recht.
Der international tätige Bau- und Dienstleistungskonzern gibt keine Prozentzahlen über Frauen in Führungspositionen bekannt. Die Definition sei zu schwammig. Der Anteil der Frauen an den 10 900 Beschäftigten in Deutschland betrage 23,7 Prozent. „Wir wollen mehr Frauen im Unternehmen haben, auch in hohen Positionen, die Voraussetzungen aber sind schlechter als in anderen Branchen“, sagt ein Sprecher. Eine Bauingenieurin mit langjähriger Erfahrung in Führung und Projektleitung zu fingen, sei nicht leicht. Eine Frauenquote über alle Branchen hinweg ist für die Hochtief AG unrealistisch. In Vorstand und Aufsichtsrat gibt es bei ihr keine Frauen.
Der Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt beim internationalen Handelskonzert aus Düsseldorf nach eigenen Angaben bei 18,6 Prozent. Insgesamt seien 61 Prozent der 290 000 Beschäftigten weltweit weiblich, was an der Branche liege, so ein Sprecher. Die Metro-Gruppe hat eine interne Selbstverpflichtung zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen, macht deren Inhalte aber nicht öffentlich. Eine starre Quote sei nicht geplant. Der Handelskonzern will vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Seit 2005 hat er am Hauptsitz in Düsseldorf zwei Betriebskindergärten gebaut.
Mit Sandra Peterson ist seit Oktober 2010 erstmals eine Frau Vorstandsvorsitzende eines Bayer-Teilkonzerns: Bayer Crop-Science mit etwa 18 500 Mitarbeitern. Der Frauenanteil bei Bayer in Deutschland betrage 30 Prozent. Ein Viertel der Mitarbeiter in Führungsebenen seien weiblich, Ende 2000 habe der Anteil noch 10,3 Prozent betragen. Im vergangenen Jahr stellte Bayer 1400 Beschäftigte befristet oder unbefristet ein, davon waren Unternehmensangaben zufolge 47 Prozent weiblich. Eine starre Quote lehnt der Chemie- und Pharmakonzern ab. „Wir suchen in erster Linie Naturwissenschaftler, Ingenieure, Pharmazeuten und Mediziner. Kurz- und mittelfristig sind Frauenquoten wie im Finanz- oder Dienstleistungssektor nicht zu erreichen“, so eine Sprecherin.
Im September 2009 hat Thyssen-Krupp beschlossen, bei der Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat mehr Frauen und Ausländer zu berücksichtigen. Derzeit gibt es drei weibliche Mitglieder im 20-köpfigen Aufsichtsrat, der Frauenanteil in der oberen Führungsebene liegt Unternehmensangaben zufolge bei sechs Prozent. Eine Quote für die Besetzung von Spitzenposten gibt es nicht, was sich auch erklären lasse: Die Anzahl der Studentinnen in technischen Fachrichtungen sei sehr niedrig (20 Prozent). Thyssen-Krupp aber sei ein technisch ausgerichteter Konzern.