Essen. . Der Hochtief-Großaktionär ACS hat die 30-Prozent-Schwelle an dem Baukonzern überschritten und kann nun weitere Anteile kaufen. Doch kampflos will Hochtief nicht beigeben.

Seit Monaten wehrt sich das größte deutsche Bauunternehmen Hochtief erbittert gegen eine Übernahme durch den Großaktionär ACS. Gestern gab es jedoch einen schweren Rückschlag: Am Morgen teilte der ACS-Konzern mit, dass er nach dem endgültigen Auslaufen seines Übernahmeangebots 33,49 Prozent an Hochtief hält.

Damit können die Spanier ihre Anteile weiter aufstocken. Noch aber wehrt sich Hochtief. Das große Finale dürfte bei der Hauptversammlung am 12. Mai in Essen steigen.

Überraschend kam die Mitteilung von ACS nicht: In den vergangenen Wochen hatte es sich bereits deutlich abgezeichnet, dass das Unternehmen die 30-Prozent-Schwelle bei Hochtief überschreiten würde – und somit laut Aktienrecht weitere Anteile dazukaufen darf, ohne den Hochtief-Aktionären ein neues und teureres Pflichtangebot unterbreiten zu müssen. Dementsprechend gefasst reagierte Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter. „Wir wissen jetzt, dass es uns nicht gelungen ist, alle Aktionäre zu überzeugen, das aus unserer begründeten Sicht nicht angemessene Angebot abzulehnen“, sagte er.

Kampflos will Lütkestratkötter das Feld aber nicht räumen. Noch stehen ihm auch einige Mittel zur Verfügung. So kündigte der Hochtief-Chef an, den Verkauf der Flughafen-Sparte Concessions zu forcieren. Das Kalkül: Ein erfolgreicher Abschluss des Geschäfts könnte die Hochtief-Papiere beflügeln, ACS müsste dann wegen des gestiegenen Aktienkurses tiefer in die Tasche greifen, um die Mehrheit zu übernehmen. Doch die Spanier sind schon jetzt mit gut neun Milliarden Euro verschuldet.

Daneben schloss Lütke-stratkötter eine Investorenvereinbarung mit ACS nicht aus, die die Zukunft von Hochtief doch noch sichern könnte. Er kündigte an, sich kurzfristig mit ACS-Chef Florentino Perez zu treffen, um über die „anstehenden Themen zu sprechen.“

Einige Abwehrmittel

Ein weiteres Thema im Abwehrkampf könnte auch eine erneute Kapitalerhöhung sein, die den Anteil von ACS wieder verwässern würde. Zwar sagte Lütkestratkötter: „Wir planen nach dem Stand heute keine Kapitalerhöhung.“ Doch der Zusatz „nach dem Stand heute“ lässt aufhorchen. So gab Lütkestratkötter auch die Losung aus: „Es geht um nicht mehr und nicht weniger als den Erhalt des Unternehmens.“ Hochtief sei ein „Erfolgsmodell“. Zugleich rief Lütkestratkötter alle Aktionäre auf, zur Hauptversammlung in Essen zu erscheinen.

Das ist nicht nur als freundliche Einladung zu werten, sondern hat einen klaren Hintergrund. Da in der Regel bei weitem nicht alle Aktionäre bei der Hauptversammlung zugegen sind, werden die Stimmrechte der anwesenden Anteilseigner prozentual hochgerechnet. Das könnte dann bedeuten, dass ACS mit nur 33,49 Prozent der Anteile die Stimmrechtsmehrheit hat – und somit weitreichende Entscheidungen treffen kann wie beispielsweise die Aufsichtsräte auszutauschen oder die Besetzung der Chefetage ins Visier zu nehmen.

Bis zur Hauptversammlung will Lütkestratkötter unvermindert weiterkämpfen. „Ich arbeite mit voller Kraft bei und für Hochtief und ich habe nicht die Absicht, die Arbeit zu beenden“, erklärte er.

Kerngesunder Konzern

Nach der Hauptversammlung könnten nach Ansicht von Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die Tage Lütkestratkötters bei Hochtief sehr wohl gezählt sein. „Nach dem Stand des aktuellen Aktienkurses müsste ACS knapp eine Milliarde Euro aufbringen, um auf über 50 Prozent bei Hochtief zu kommen“, sagte er. Da ACS dafür ein kerngesundes Unternehmen mit einem Wert von rund fünf Milliarden Euro in die Bilanz nehmen könne, „wird da vermutlich nichts mehr anbrennen“. Dann werde Lütkestratkötter gehen, dem eine Millionen-Abfindung im Falle eines Eigentümerwechsels zustehe.