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Zurzeit scheint es für die Autohersteller nur noch aufwärts zu gehen. Auf der US-Auto-Show in Detroit herrscht fast grenzenlose Euphorie.

Porsche hatte die letzten drei Male gleich auf einen Messeauftritt in Detroit verzichtet, 2009 ging an manchen Ständen buchstäblich das Licht aus, vergangenes Jahr trauerte man in den USA kollektiv über den unabwendbaren Verlust der Weltmarktführerschaft in Sachen Automobil: Toyota im eigenen Land die bestverkaufte Marke, von China als stärkster Fahrzeugmarkt überholt, die ehemaligen Big Three General Mo­tors, Ford und Chrysler am Boden. War das wirklich erst vor einem Jahr?

Anno 2011 ist alles anders. General Motors hat gerade den erfolgreichsten Börsengang der Geschichte hingelegt, Ford sich saniert und auf dem US-Markt den über die eigenen Füße gefallenen Riesen Toyota auf Rang drei verdrängt, der amerikanische Patient Chrysler anscheinend unter der Regie von Fiat die Kehrtwende geschafft. Und ein paar Jährchen noch dürften in den Staaten zumindest mehr Pkw verkauft werden als in China, wo nebenbei gesagt, General Motors die Nummer eins ist.

Dass das Anspringen der globalen Automobilkonjunktur nur vom kaum gebremsten Wachstum in China abhängt, spielt bei der Prognoseeuphorie keine Rolle. Alle Autokonzerne setzen jetzt darauf, dass es weiter aufwärts geht: Nachholbedarf in den USA, hohe Zuwachsraten in anderen Schwellenländern wie Brasilien, zumindest stabile Verhältnisse auf den gesättigten Märkten Japan und Westeuropa.

Über die Risiken wird in Detroit geschwiegen, so wie bei jeder Blasenbildung.

Ein Hybrid mit 767 PS und Schwungrad

Mit 767 PS soll Porsches Detroiter Weltpremiere im Juni das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring dominieren. Der 918 RSR gibt aber gleichzeitig einen Ausblick auf einen neuen Supersportwagen aus Zuffenhausen oberhalb des Neunelfers. Dessen siebte Modellgeneration – Codename 991 – seit der Premiere 1963 erscheint Ende 2011. Der 918 RSR ist ein Hybrid , dessen zusätzliche Elektromotoren von einem Schwungrad gespeist werden – eine höchst komplexe Lösung.

Der US-Passat, den es schon in Europa gibt

Die in VWs neuem US-Werk gebaute Limousine heißt nun doch auch in den Staaten schlicht Passat. Rangieren soll er in der 20 000-Dollar-Klasse. Für den in Deutschland gebauten (kleineren) Passat mussten bislang mindestens 27 000 Dollar verlangt werden. Ein Export der US-Version nach Europa verbietet sich von selbst. Aber eigentlich gibt es ihn hier schon. Der Passat mit einem um zehn auf 280 Zentimeter verlängerten Radstand heißt: Skoda Superb (ab 23 250 Euro).

Der Focus mit Kabelanschluss

Schon kurz vor der Detroit Motor-Show enthüllte Ford-Chef Alan Mulally in Los Angeles den neuen Focus als reines Batterieauto. Frühestens Ende 2012 kommt das erste von fünf Stromautos des Ford-Konzerns nach Europa. Voraussichtlich wird er dann auch in Saarlouis gebaut. Dort laufen bereits die konventionell angetriebenen Versionen des Golf-Jägers vom Band, der ab Februar in den deutschen Handel kommt und mit besonders vielen modernen Fahrer-Assistenzsystemen glänzt.

Geliftete C-Klasse von Mercedes

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n Detroit präsentieren die Stuttgarter der Weltöffentlichkeit erstmals die „neue“ C-Klasse. Es handelt sich dabei jedoch nur um eine Facelift genannte Überarbeitung der kleinsten klassischen Limousine mit Stern, die im März (ab 33 000 Euro) in den deutschen Handel kommt – mit zehn Assistenzsystemen an Bord. In Zukunft wird die C-Klasse nicht mehr im „Ländle“, sondern in Bremen und zusätzlich auch in den USA gebaut. So koppelt man sich von Währungsschwankungen ab.

Audi A6 erstmals auch als Hybrid

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© IKZ

Audi hat auf dem US-Markt gegenüber BMW und Mercedes einen hohen Nachholbedarf. Um das erklärte Ziel, bis 2015 führender Premiumbauer zu sein, erreichen zu können, soll der Absatz in den USA auf über 200 000 Stück im Jahr verdoppelt werden. Dafür muss der in Detroit erstmals gezeigte neue A6 zwischen Atlantik und Pazifikküste reüssieren. Im März kann man ihn hierzulande kaufen (ab 38 500 Euro), zu einem späteren Zeitpunkt erstmals auch als vollwertigen Hybrid.

Sechser Cabrio „nur noch“ mit acht Zylindern

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l © eb.andriuolo

„Die ultimative Fahrmaschine“ lautete der Werbeslogan von BMW auf seinem Messestand. Das neue Sechser Cabrio mit vorerst maximal 407 PS muss aber auf den bisherigen, von der Formel 1 inspirierten Zehnzylinder mit nochmals 100 PS mehr verzichten. Sozusagen ersatzweise gibt es als zweite Weltpremiere den „facegelifteten“ Compakt-Einser als M-Coupé mit 340 PS Sechszylinder. Beide Überflieger kommen im ersten Halbjahr auch in den hiesigen Handel.