Berlin. Deutschlands Industrie- und Handelskammer rechnet mit deutlich schlechterer Entwicklung als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) geht in diesem Jahr von einer deutlich schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung als das Bundeswirtschaftsministerium unter Minister Robert Habeck (Grüne) aus. Für das Gesamtjahr rechne man damit, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,5 Prozent schrumpfen werde, teilte die DIHK am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Konjunkturumfrage mit.

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Nach 2023 und 2024 steuere Deutschlands Wirtschaft somit auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zu. „Das ist die längste Schwächephase in der deutschen Nachkriegsgeschichte“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. „Das ist eine Zäsur und unterstreicht den aktuellen Handlungsbedarf.“

Wirtschaft: Firmen sehen in Wirtschaftspolitik größtes Risiko für eigenes Geschäft

Wirtschaftsminister Habeck hatte bei der Vorlage des Jahreswirtschaftsberichts vor zwei Wochen die eigene Prognose für das laufende Jahr zwar auch nach unten korrigiert, geht aber immer noch von einem Wachstum in Höhe von 0,3 Prozent aus. Zuvor hatte sich auch der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) pessimistischer als Habeck gezeigt: Dortige volkswirtschaftliche Berechnungen prognostizieren für 2025 ein Minus von 0,1 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung.

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Von Tobias Kisling, Dominik Bath und Theresa Martus

Die neue DIHK-Berechnung basiert vor allem auf den Ergebnissen der aktuellen Konjunkturumfrage, die die Kammer am Donnerstag vorstellte. Insgesamt flossen 23.000 Antworten in die Erhebung ein. Befragt wurden die Firmen zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar. Die Ergebnisse lassen selbst erfahrene Kammer-Funktionäre aufhorchen. 60 Prozent der Unternehmen sehen demnach in den aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das größte Geschäftsrisiko. Ein Negativ-Rekord, so die Kammer. Nach der Wahl seien nur klare Wachstumsimpulse nötig, mahnte DIHK-Chefin Melnikov.

Wirtschaft: Viele Firmen nehmen noch Geld in die Hand – um zusammenzustreichen

Auch die üblichen Indikatoren, die nach einer Durststrecke möglicherweise auf einen Aufschwung hindeuten könnten, sieht die Kammer derzeit nicht. Nur 22 Prozent der Firmen planen Investitionen, 44 Prozent gaben an, sie zurückzufahren. Die Katerstimmung in der deutschen Wirtschaft geht sogar so weit, dass wer doch noch Geld in die Hand nimmt, eher in Rationalisierung und Effizienz investiert, als in Wachstum. Melnikov selbst nimmt sogar das Wort „Deindustrialisierung“ in den Mund.

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Kaum optimistischer ist die Erwartung der Unternehmen mit Blick auf den Export: 28 Prozent der deutschen Firmen rechnen in den nächsten zwölf Monaten mit sinkenden Ausfuhren, nur 20 Prozent mit steigenden Verkäufen in andere Länder. Auch Geschäftslage und -erwartungen hätten sich im Vergleich zur vorherigen Befragung aus dem Herbst kaum verändert, sie bleiben trüb. Das hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Fast jedes vierte Unternehmen (22 Prozent) rechnet mit weniger eigenen Mitarbeitern. Nur zwölf Prozent planen einen Beschäftigungszuwachs. Im Januar blieb die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland noch unter der Drei-Millionen-Marke. Experten halten es für möglich, dass sich das bereits im laufenden Februar ändert.

DIHK fordert schnelles Reformpaket nach der Bundestagswahl

DIHK-Hauptgeschäftsführerin Melnikov sieht Reformdruck: „So wie bisher kann es nicht weitergehen“, sagte sie. Die Politik müssen den Unternehmen endlich das Signal geben, dass Sorgen ernst genommen und drängende Problem angepackt würden, forderte sie. Die DIHK legte dafür „5-Power-Punkte“ für Wachstum vor. Darin gefordert unter anderem: schnellere Genehmigungsverfahren, günstigere Energiepreise, weniger Bürokratie, mehr Arbeitsanreize und steuerliche Entlastungen.