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Die deutsche Wirtschaft stöhnt über das Winterwetter. In einigen Branchen kommt es zu Verzögerungen oder Produktionsausfällen. Baustellen liegen lahm. Spediteure schimpfen über Fahrverbote.
Ersten Tankstellen geht der Sprit aus. Die Post hat Mühe, alle Briefe pünktlich zu Weihnachten zuzustellen. Doch es gibt auch Branchen, die profitieren – zum Beispiel Energieversorger, Streusalzhersteller und Räumdienste.
Der Deutschen Post macht das Winterwetter zu schaffen. Damit die Weihnachtspost noch pünktlich ankommt, appelliert das Unternehmen an seine Kunden: „Wir empfehlen unseren Kunden, Briefe und Pakete so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen.“ Generell gelte das Versprechen, dass alle Briefe, die bis zum Mittwochmittag im Briefkasten landen, zu Heiligabend zugestellt werden. Der Internet-Händler Amazon teilte mit, dass sich Bestellungen derzeit um ein bis zwei Tage verzögern können.
„Die Schneefälle der vergangenen Tage haben dazu geführt, dass eine reguläre Belieferung einzelner Tankstellen nicht möglich war“, berichtete Klaus Picard vom Mineralölwirtschaftsverband. An einigen Esso-Tankstellen in Köln, Stuttgart und Magdeburg waren Benzin oder Diesel ausverkauft. Nach Angaben des Tankstellen-Marktführers Aral könne es vorkommen, dass „ein einzelnes Produkt nicht mehr vorhanden“ sei. „Dann bekommt der Kunde das nächst höherwertige zum gleichen Preis“, so ein Aral-Sprecher. Der Branchenverband verwies auch auf das von den Behörden verhängte Fahrverbot in NRW für Gefahrguttransporte.
Die Spediteure fürchten wegen des Fahrverbots für Lkw auf Autobahnen einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich. Bernhard Philipps vom Verband Spedition und Logistik NRW schließt Schadenersatzklagen gegen die Bezirksregierung Köln nicht aus. Philipps ist vor allem über die „Willkür“ verärgert, mit der über Fahrverbote entschieden werde. Die Bezirksregierung Köln hatte das Fahrverbot deutlich länger aufrecht erhalten als Düsseldorf. „Wir haben kein Verständnis dafür, dass jede Bezirksregierung macht, was sie will.“ Wenigstens in NRW müsse eine einheitliche Regelung gefunden werden.
„Das ist der vierte Monat in diesem Jahr, der im Schnee steckenbleibt“, klagte Heiko Stiepelmann vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Trotz des anziehenden Wohnungsbaus und der Konjunkturpakete rechnet die Branche in diesem Jahr mit einem Umsatzminus von zwei Prozent. Auf zahlreichen Baustellen ruht derzeit die Arbeit.
Auch am Container-Terminal in Duisburg-Rheinhausen bremst der Winter den Warenumschlag. Zwar treffen die Container über das Wasser und die Schiene fast planmäßig ein, doch dann stapeln sie sich am Terminal, weil wegen der Witterung und des Fahrverbots weniger Lkw unterwegs sind.
„Wir können uns vor neuen Anfragen kaum retten“, sagt Ulrich Geismann vom Gartenbaubetrieb Conta ProNat, der einen Winterdienst betreibt. Mit 15 Mitarbeitern räumt die Firma unter anderem die Grundstücke von 16 Aldi-Läden und hält 170 Betriebsstationen der Dortmunder Stadtwerke eisfrei.
Die Statistiker bei Eon-Ruhrgas haben erstaunliche Zahlen gesammelt: So war der Dezember bis zum vergangenen Sonntag um 4,8 Grad kälter als 2009, die Durchschnittstemperatur lag bei 2,3 Grad – minus! Kein Wunder, dass sich diese Werte in steigendem Absatz der Energieversorger niederschlagen.
Obwohl zahlreiche Städte verkündet hatten, wie viel Streusalz sie gebunkert haben, gähnt in den Lagern schon wieder die Leere. Unter anderem ist der Stadt Essen das Salz ausgegangen. Von der Not der Kommunen profitiert Streusalzproduzent K+S. „In Europa ist die Nachfrage derzeit enorm. Wir produzieren an allen Standorten rund um die Uhr, um die Aufträge abzuarbeiten“, sagte Konzernchef Norbert Steiner.