Berlin. Der Strombedarf steigt – und emissionsarme Versorgung ist gefragt. Über 40 Länder setzen darum auf Kernkraft. Aber es gibt zwei Probleme.

Die Kernenergie steht nach einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) angesichts der steigenden Nachfrage nach Elektrizität vor einem weltweiten Comeback. Das Interesse an der Kernenergie sei so groß wie seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren nicht mehr und mehr als 40 Länder strebten nach einem Ausbau der Kernenergie, teilte die IEA in Paris mit.

Zum Anstieg des Elektrizitätsbedarfs komme es nicht nur in klassischen Sektoren wie der Industrie, sondern auch in neuen Bereichen wie dem Betrieb von Elektroautos und Datenzentren sowie der Nutzung Künstlicher Intelligenz. Die Stromerzeugung aus der weltweiten Flotte von fast 420 Reaktoren werde 2025 einen neuen Höchststand erreichen, so die IEA.

Auch interessant

Deutschland ist raus – aber Stromerzeugung aus Kernkraft wächst weltweit

Wegen der Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges liefen die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland ein paar Monate länger als ursprünglich geplant. So verschob sich der deutsche Atomausstieg vom 31. Dezember 2022 auf den 15. April 2023

Doch die IEA gab bekannt: Auch wenn einige Länder aus der Kernenergie ausstiegen oder ihre Anlagen vorzeitig stilllegten, steige die weltweite Stromerzeugung aus Kernkraftwerken.

  • Japan nimmt die Produktion wieder auf
  • In Frankreich sind die Wartungsarbeiten an AKW abgeschlossen
  • Neue Reaktoren gingen unter anderem in China, Indien, Korea und Europa in Betrieb.

Die Kernenergie mache knapp zehn Prozent der weltweiten Stromerzeugung aus und sei nach der Wasserkraft die zweitgrößte Quelle für emissionsarme Elektrizität.

Erstes Problem: China und Russland beherrschen den Markt für Technik und Ressourcen

Der Ausbau der Kernkraft stütze sich allerdings stark auf chinesische und russische Technik und Ressourcen wie Uran, was das Risiko künftiger Abhängigkeiten beinhalte, führte die IEA an. China lege erheblich zu, während klassische Atomstromländer wie die USA und Frankreich mit Verzögerungen und Kostensteigerungen bei der Modernisierung ihrer AKW kämpften. 

Zweites Problem: Staatliche Finanzierung reicht nicht aus

Auch wenn die Kernkraft sich klassischerweise auf eine staatliche Finanzierung stütze, seien für einen schnellen Ausbau der Kernenergie zusätzlich auch private Investoren nötig, erklärte die IEA. Ein schneller Ausbau bedeute, dass sich die Investitionen in Kernkraft bis 2030 weltweit auf rund 117 Milliarden Euro verdoppeln müssten.