Berlin. Bei vielen Beschäftigten kehrt die Job-Angst zurück. Die DIHK befürchtet Schlimmes und sieht vor allem einen Wirtschaftszweig betroffen.

In Deutschland steigt die Zahl der Arbeitslosen weiter, beinahe täglich wurden zuletzt Jobabbau-Pläne von Unternehmen öffentlich – und das könnte so weitergehen. „Am Arbeitsmarkt in Deutschland zeigen sich die Spuren der wirtschaftlichen Schwäche immer deutlicher. Eine weiter steigende Arbeitslosigkeit insbesondere durch den Verlust industrieller Arbeitsplätze droht“, warnte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks, gegenüber dieser Redaktion.

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Auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm rechnet mit einem weiter fortschreitenden Stellenabbau in Deutschland. „Bisher haben viele Unternehmen ihre Arbeitskräfte gehalten, da sie aufgrund des Fachkräftemangels befürchten mussten, bei höherer Auslastung keine neuen zu finden. Das dürfte aber nicht lange so weitergehen“, sagte Grimm dieser Redaktion. Grimm kritisierte zudem die vom Bundeskabinett kürzlich beschlossene Verlängerung der Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes. „Viele Unternehmen werden sich dem Strukturwandel früher oder später stellen müssen. Daher ist eigentlich auch die Verlängerung des Kurzarbeitergelds keine sinnvolle Maßnahme“, erklärte die Ökonomin.

Im Dezember war die Zahl der Menschen ohne Job in Deutschland auf 2,807 Millionen Menschen gestiegen. Das sind 170.000 mehr als im Dezember 2023 und 33.000 mehr als im Vormonat November. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Vergleich zum November um 0,1 Punkte auf 6 Prozent.

Arbeitsmarkt: Auch der Fachkräftemangel ist laut DIHK weiter ein Problem

Die DIHK sieht bereits die aktuelle Situation für viele Betriebe als schwierig an. Hohe Energiekosten und bürokratische Lasten setzten sie unter Druck, hinzu komme ein unsicheres wirtschaftspolitisches Umfeld ohne Planungssicherheit, sagte Dercks weiter. Der DIHK-Vize nannte auch den Fachkräftemangel als weitere Belastung für die Firmen. „Laut aktueller DIHK-Umfrage können 43 Prozent der Betriebe offene Stellen teilweise nicht besetzen. Zur besseren Fachkräftesicherung ist es wichtig, die Betriebe generell zu entlasten, insbesondere durch einen umfassenden Bürokratieabbau und flexiblere Arbeitszeitregelungen“, forderte er.

Auch das Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Stefan Körzell, verwies gegenüber dieser Redaktion darauf, dass nun weitere Maßnahmen nötig seien, um Arbeitsplätze im Land langfristig zu sichern. „Die Industrie braucht schnell Planungssicherheit bei den Stromkosten und eine Entlastung von den steigenden Netzentgelten. Die Rest-Ampel hatte hierzu einen soliden Gesetzentwurf vorgelegt, dem sich die Union leider verweigert hat. Parteitaktische Spielchen sind in diesen Zeiten völlig fehl am Platz“, kritisierte Körzell. Der DGB will zudem eine Reform der Schuldenbremse und verwies auf Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Euro, die in den nächsten Jahren nötig seien.

Arbeitsmarkt: Zahlreiche große Unternehmen haben Stellenstreichungen vor

Zuletzt hatte unter anderem Volkswagen angekündigt, 35.000 Stellen abbauen zu wollen. Auch Automobilzulieferer wie Continental, Schaeffler und ZF planen Kürzungen. Von Sparplänen betroffen sind aber auch Beschäftigte bei BASF, Thyssenkrupp oder SAP. Auch bei der Deutschen Bahn sollen in den nächsten Jahren 30.000 Stellen wegfallen.

Deutschlandweit bangen viele weitere Beschäftige um ihre Jobs. Gründe liegen vor allem in den von der Wirtschaft immer wieder kritisierten schlechteren Standortbedingungen wie hohe Energiepreise und viel Bürokratie. Einige Firmen investieren da lieber gleich in anderen Ländern.