Berlin. Erstmals gelingt es Herstellern in der Volksrepublik 30 Millionen Autos in einem Jahr zu produzieren. Deutschland kann da nicht mithalten.

Volkswagen baut hierzulande Zehntausende Jobs ab und schließt Werke, in China hingegen haben dortige Autobauer einen wichtigen Meilenstein erreicht: Wie aus einer Hochrechnung des Centers Automotive Research (CAR) in Bochum hervorgeht, bauten die Hersteller in der Volksrepublik im abgelaufenen Jahr erstmals über 30 Millionen Fahrzeuge. Die sei das erste Mal in der Geschichte der Autoindustrie, dass ein Land diese Produktionsgrenze in einem Jahr übertreffe, so die Analyse.

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Demnach seien per Ende November in China bereits 27,9 Millionen Fahrzeuge produziert worden. Plausibel werde die CAR-Hochrechnung von 30 Millionen Fahrzeugen den Institut zufolge auch durch die Produktionszahlen des Dezembers 2023: Damals wurden 3,08 Millionen Fahrzeuge in China gebaut. Es sei anzunehmen, dass dieses Produktionsvolumen auch in dem letzten Monat des vergangenen Jahres wieder erreicht worden ist, sagte CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer dieser Redaktion.

Chinas neue Stärke bei Autos: Experte sagt, wie es dazu kam

In Deutschland leiden die einst führenden Autobauer Volkswagen, Mercedes und BMW unter einer Absatzschwäche und unter dem Rückstand bei der Elektromobilität. VW will in den nächsten fünf Jahren 35.000 Stellen streichen und Produktionskapazitäten um 734.000 Autos pro Jahr abbauen. Auch zwei Werke sollen anderweitig genutzt werden. In Deutschland erwartet CAR für das Jahr 2024 eine Fahrzeugproduktion von rund 4,4 Millionen produzierte Pkw und Nutzfahrzeuge.

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„China ist der neue Mittelpunkt der Autowelt. Die chinesischen Hersteller legen eine Innovationskraft an den Tag, die ihnen vor fünf Jahre noch niemand zugetraut hätte“, sagte Dudenhöffer weiter. Der Autoexperte hat für die Stärke Chinas zwei Erklärungen: Die eine ist der starke Binnenmarkt und der wachsende Marktanteil chinesischer Autobauer daran, der andere die technologische Führerschaft. „Wenn es um die Digitalisierung des Autos geht, sind die Huaweis oder Xiaomis längst davongefahren“, so der Autokenner.

China: Autobauer aus Deutschland müssen jetzt in die Volksrepublik schauen

In China produzieren zwar auch deutsche Unternehmen Automobile. Den CAR-Zahlen zufolge zählt aber vor allem ein chinesischer Hersteller zu den großen Gewinnern: BYD sei klarer Marktführer in China mit 4,27 Millionen Fahrzeugen, die sich ausschließlich aus Plug-In Hybriden und Batterie-elektrischen Fahrzeugen zusammensetzen, so das CAR. „BYD wird es schaffen, innerhalb der nächsten zehn Jahre Toyota als größten Autohersteller auf der Welt zu überholen,“ prophezeit Dudenhöffer, der für die Zukunft der deutschen Konzerne aber nicht gänzlich schwarzsieht.

„Die deutschen und europäischen Autobauer haben eine Chance, wenn sie sich mit ihren Entwicklungsabteilungen auf China konzentrieren. Dort ist die Technologie zu Hause, die es bei uns nicht gibt, das haben wir verpasst. Deswegen lässt sich jetzt nur noch in China und in Kooperation mit dortigen Technologieführern das Auto weiterentwickeln“, sagt der Autoexperte. Er gehe davon aus, dass deutsche Autobauer das erkannt haben.

China baut auch die meisten Elektroautos

China war im vergangenen Jahr laut den CAR-Zahlen auch bei den New Energy Vehicles (NEV) – also im Wesentlichen Elektroautos und Plug-in-Hybride – ganz vorne: In der Volksrepublik liefen insgesamt 12 Millionen NEVs vom Band. In Deutschland wurden 2024 der CAR-Hochrechnung zufolge lediglich rund 1,4 Millionen NEV produziert.