San Francisco. Elon Musk zeigt sein Robotaxi. Viel Vision, wenig Fakten und Zahlen. An der Börse geht es für die Tesla-Aktie abwärts. Alles nur Showbiz?

Die Roboter kommen. Der Elektrofahrzeug-Hersteller Tesla will ein Auto auf den Markt bringen, das selbst fährt. Autonom. Es heißt „Cybercab“. Bis 2027 soll es in Kalifornien als Robotaxi auf die Straße gehen. Preis: Weniger als 30.000 US-Dollar.

Menschen sind dann nur noch Beifahrer. Hinterm Lenkrad haben sie nichts zu suchen. Das heißt: Ein Lenkrad gibt es wohl gar nicht mehr.

Teslas „Cybercab“-Vorstellung: Die große Show

Tesla-Boss Elon Musk verglich es bei der Vorstellungsparty am Donnerstagabend (Ortszeit) auf dem Gelände der „Warner Brothers Studios“ in Burbank in Kalifornien mit den Aufzügen. Die hatten früher auch einen Aufzugführer.

Elon Musk
Tesla-Chef Elon Musk. © DPA Images | Susan Walsh

Zur Vorstellung ließ sich Musk in dem schnittigen, futuristisch anmutenden weißen Coupe mit zwei Flügeltüren vorfahren. Musk stand unter Druck. Schon 2016 hatte er das Projekt angekündigt. Zeitplan damals: „nächstes Jahr“. Nun wird es ein Jahrzehnt.

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Ein Auto für die Fantasie der Anleger

Musk braucht das Projekt, um Investoren bei Laune zu halten, um für Tesla einen potenziellen Zukunftsmarkt zu sichern. Zumal die Rentabilität von Tesla und die Nachfrage für Elektroautos nachgelassen haben.

Die erste Reaktion des Marktes fiel am Freitag allerdings ernüchternd aus. An der Börse an der Wall Street startete die Tesla-Aktie mit einem Minus von acht Prozent. Das „Wall Street Journal“ urteilte, Musks Veranstaltung sei „mehr vom Showbiz als von finanziellen Details“ geprägt gewesen.

Der Tech-Milliardär legte zuletzt den Fokus auf Robotik und künstliche Intelligenz. Zur Strategie passt das autonome Auto, von dem er auch die Kleinbus-Version „Robovan“ (20 Sitzplätze) sowie Roboter als menschliche Assistenten vorgestellt hat, die zwischendurch für ein ausgewähltes Publikum tanzten und Drinks servierten.

Viel Vision, wenig harte Fakten

Musks Shows haben nichts mit einer industriellen Leistungsschau zu tun. Wie genau die Autos (Laser, Kameras?) funktionieren, wie viele Testfahrten und Simulationen sie hinter sich haben – das alles blieb im Vagen. Viel Vision für Freaks, wenig harte Fakten für Analysten und Investoren.

Eine Pioniertat ist das autonome Auto ohnehin nicht mehr. Google kam Tesla zuvor und hat seine PS schon 2020 auf die Straße gebracht. In Phoenix (Arizona) und in San Francisco (Kalifornien) fahren längst die Robottaxis der Google-Tochter „Waymo“. Los Angeles (Kalifornien) und Austin (Texas) sollen bald folgen.

Ob das Geschäftsmodell taugt? Unvermeidlich sind hohe Entwicklungs- und Anlaufkosten. Tesla hat einen Vorteil: Das Know-How beim Fahrzeugbau – Google ist auf Kooperationen angewiesen. Vor der Rentabilität stehen noch andere Herausforderungen:

  • Sind die Robotautos verkehrssicher
  • sowie gegen Cyberattacken geschützt?
  • Werden sie gesellschaftlich akzeptiert?

„Waymo“ ist auf dem Markt am weitesten

muss erst beweisen, dass seine Technologie ausgereift ist und genehmigt wird. Im ersten Schritt setzt Tesla auf einen „Autopiloten“, bei dem Menschen am Steuer sitzen und eingreifen können.

In China baut der Techkonzern Baidu einen Robotaxidienst auf. In den USA mischt noch Cruise mit, eine Tochter des Autokonzerns GM, die nach einem Unfall die Lizenz verloren hat. Am weitesten ist „Waymo“, das den Jaguar I-PACE zum autonomen Fahrzeug ausgerüstet hat und mit Hyundai kooperiert.

Hyundai ionic 5
Ein autonom fahrender „Ioniq 5“ von Hyundai. © DPA Images | Sven Hoppe

Der Vorteil von „Waymo“ ist, dass es in San Francisco eine Flotte von 300 Robotaxis unterhält und auf viele Kilometer an Testfahrten verweisen kann: 133.000 bezahlte Fahrten. Man lädt sich die App herunter, bestellt das Auto, wird abgeholt und gefahren. Musk fährt derweil hinterher.

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