Berlin. Die Verkehrsminister wollen das Deutschlandticket um 9 Euro erhöhen. Das sind die finanziellen Folgen für Studenten und Arbeitnehmer.
Nach monatelangen Diskussionen herrscht Klarheit: Das Deutschlandticket soll bleiben und 2025 auf 58 Euro verteuert werden – also 9 Euro oder 18,3 Prozent mehr kosten als bislang. Darauf haben sich die Verkehrsminister der Länder auf einer Sonderkonferenz geeinigt.
„Das ist eine maßvolle Preissteigerung. Das Deutschlandticket bleibt damit ein sehr günstiges Angebot um den gesamten öffentlichen Nahverkehr zu nutzen“, sagte Oliver Krischer (Grüne), Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz und NRW-Verkehrsminister. „Auch wenn eine Preiserhöhung nie eine schöne Sache ist, so ist es doch ein guter Tag für den öffentlichen Verkehr in Deutschland.“ Kritik über den Preisanstieg hagelt es dagegen von Verbraucherschützern und Sozialverbänden.
Die Erhöhungen wirken sich auch auf die Deutschlandticket-Preise der Studententickets und Job-Tickets aus. Studenten zahlen vom Wintersemester 2025/2026 künftig 34,80 Euro pro Semesterticket im Monat. Wer sein Abo als Jobticket nutzt, muss ab dem 1. Januar 2025 für das D-Ticket dann 40,60 Euro pro Monat bezahlen, rechnete die Verkehrsministerin des Saarlands, Petra Berg, vor.
Deutschlandticket: Starke Entlastung für Pendelnde
Obwohl es verschiedene Meinungen über die Finanzierung des Deutschland-Tickets gab, einigten sich die Verkehrsminister am Ende einstimmig auf die Fortführung. Es werde von 13 Millionen Menschen genutzt und sei ein „Erfolgsmodell“, vielleicht sogar „die größte Revolution im Öffentlichen Personen-Nahverkehr“, sagte Krischer. Das Deutschlandticket habe Klarheit in den Tarifdschungel gebracht. Es gilt erstmals in nahezu allen regionalen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mit ihrer Entscheidung wollen die Verkehrsminister auch ein Zeichen setzen, dass das Deutschlandticket dauerhaft zur Ticketlandschaft dazugehören soll. „Wir entlasten damit auch viele Pendlerinnen und Pendler, die sonst deutlich höhere Preise für die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs bezahlen müssten“, so Krischer. Das Deutschlandticket gehöre zu den größten finanziellen Entlastungsmaßnahmen der vergangenen Jahre.
Warum müssen die Preise überhaupt erhöht werden?
Der Bund und 16 Bundesländer bezuschussen das Deutschlandticket zusammen mit jeweils 1,5 Milliarden Euro – insgesamt 3 Milliarden Euro jährlich. Die Finanzierung ist jedoch bei zusammen 9 Milliarden Euro für die Jahre 2023 bis 2025 gedeckelt. Das heißt: Bund und Länder wollen nicht mehr Geld dafür locker machen. Das Dilemma: Allein 2024 werden die Verkehrsunternehmen geschätzt 3,5 bis 4,3 Milliarden Euro weniger Geld durch das Deutschlandticket einnehmen. Die Defizite sowie die erwarteten Mindereinnahmen für 2025 sollen durch die geplante Preiserhöhung auf 58 Euro ausgeglichen werden.
Drohen jetzt jedes Jahr Preiserhöhungen?
Durch Preiserhöhungen beim Deutschlandticket sollen die Verkehrsunternehmen dauerhaft Planungssicherheit erhalten, so die Verkehrsminister. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass wie bei anderen Tickets auch, Preisanpassungen notwendig werden. Die Höhe des Anstiegs soll sich jedoch an Indizes wie der Inflationsrate orientieren und nicht von den Verkehrsministern festgelegt werden, sagte Krischer.
Ist der Preisanstieg angemessen?
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kritisiert die Preiserhöhung scharf. „58 Euro pro Monat – das ist für viele Verbraucherinnen und Verbraucher viel Geld“, sagte Ramona Pop. „Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen Verlässlichkeit statt Preiserhöhungen, doch nun droht eine Preiserhöhungsspirale in den kommenden Monaten.“ Wie stark sich die beschlossene Preiserhöhung des Deutschlandtickets auf die Beliebtheit auswirkt, werde die Zeit zeigen, sagt Pop: Es sei „kein guter Tag für Verbraucher und für das Deutschlandticket“.
Auch der Sozialverband VdK sieht die Erhöhung sehr kritisch: „Viele Menschen werden sich das Deutschlandticket zu dem Preis nicht mehr leisten können“, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele. „Diese rund 20-prozentige Preissteigerung ist Anlass genug, endlich einen Sozialtarif von 29 Euro einzuführen.“ Zudem forderte Bentele, dass das Ticket als Monatsfahrschein statt ausschließlich als Abonnement erhältlich sein sollte. „Allen Menschen, die offline leben, muss es auch möglich gemacht werden, das Deutschlandticket als Chipkarte und Papierausdruck zu kaufen.“
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Das Deutsche Studierendenwerk mahnt, dass die Preiserhöhung viele Studierende überfordere. Mit 34,80 Euro im Monat „ist die Schmerzgrenze für viele Studierende überschritten. Viele Studierende können sich die steigenden Preise für Bus und Bahn nicht leisten. Ihr Budget ist auf Kante genäht – und diese Naht droht nun zu reißen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Matthias Anbuhl. „Wir brauchen deshalb dringend eine Preis-Obergrenze für das Deutschlandticket für Studierende. Mehr als 30 Euro im Monat für Mobilität sind nicht drin.“
Der Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft (EVG), Martin Burkert, befürchtet, dass die Preiserhöhung die Attraktivität des ÖPNV mindere: „Man kann nur hoffen, dass damit nicht der Erfolg des Deutschlandtickets abreißt. Mobilität muss bezahlbar sein.“ Ein preiswerter öffentlicher Personennahverkehr entlaste die Menschen und fördere die Mobilitätswende.
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge kritisierte gegenüber unserer Redaktion, die Erhöhung käme „zur Unzeit“.
Kann das Ticket noch scheitern?
Damit die Finanzierung des Tickets auch nach dem Jahr 2026 durch den Bund gesichert ist, muss der Bund noch das Regionalisierungsgesetz ändern. Das Gesetzgebungsverfahren ist auf dem Weg. Der Verkehrsminister von Schleswig-Holstein, Claus Ruhe Madsen (CDU), fürchtet jedoch, dass das Regionalisierungsgesetz nicht mehr in diesem Jahr verabschiedet werde.
„Sollte es zu einer vorgezogenen Bundestagswahl kommen, könnte eine neue Bundesregierung das Gesetz nicht mehr rechtzeitig genug umzusetzen: Damit wäre das Ticket insgesamt gefährdet“, so Madsen. Wichtig sei die Zusage des Bundes, auch ab 2026 das Ticket mit mindestens 1,5 Milliarden Euro zu unterstützen. Auch der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ruft den Bund auf, das Gesetz schnell zu ändern, um seine jährliche Mitfinanzierung dauerhaft zu gewährleisten.
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