Berlin. Der Energieversorger Vattenfall will sich in Deutschland ein neues Geschäftsfeld erschließen. Das steckt hinter dem Vorhaben.

Im deutschen Energiemix hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres stammten bereits 61,5 Prozent der erzeugten 220 Milliarden Kilowattstunden Strom aus erneuerbaren Energien. Ein Drittel des gesamten erzeugten Stroms stammte aus der Windkraft, rund 14 Prozent steuerten Photovoltaikanlagen bei.

Allerdings ist der Umstieg weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Das betrifft zum einen die Stromnetze, die nicht ausreichend ausgebaut sind. Zum anderen unterliegt aber auch die Stromerzeugung selbst wetterbedingten Schwankungen. In diesem Zuge werden Batteriegroßspeicher immer wichtiger.

Großbatterien werden immer wichtiger. Bei neuen Solarprojekten werden sie häufig direkt mitinstalliert.
Großbatterien werden immer wichtiger. Bei neuen Solarprojekten werden sie häufig direkt mitinstalliert. © ZB | Robert Michael

Batteriegroßspeicher sollen Netze stabilisieren

Batteriegroßspeicher oder auch Batterie-Speicherkraftwerke funktionieren wie kleine Batteriespeicher, die man zum Beispiel im Privathaushalt nutzen kann, wenn man etwa mit einer Photovoltaik-Anlage Strom erzeugt und diesen speichern möchte. Allerdings speichern sie viel größere Mengen an Strom, in der Regel wird erst von einem Batteriegroßspeicher gesprochen, wenn es sich um Speicherkapazitäten im Megawatt-Bereich handelt.

Die Speicher, die aufgrund ihrer Größe oftmals in Containern verbaut werden, sollen das Stromnetz stabilisieren. Die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass die Batteriegroßspeicher in Zukunft immer häufiger zum Einsatz kommen werden.

„Batteriespeicher werden in Zukunft eine essenzielle Rolle für das Erreichen der Klimaziele spielen“, sagt auch Dennis Bakalis, der als Ökonom zu den Schwerpunkten Digitalisierung und Klimawandel am Institut der deutschen Wirtschaft aus Köln (IW) forscht. Rund 240 Großspeicher gibt es aktuell in Deutschland, so Bakalis. Sie würden mit rund 1,8 Gigawattstunden Kapazität rund ein Zehntel der insgesamt installierten Kapazitäten aus Batteriespeichern stellen – der Großteil des gespeicherten Stroms der insgesamt 1,5 Millionen installierten Batteriespeicher stamme aus dem Heimspeichersegment.

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Vattenfall plant jährlich 300 Megawatt an Batteriespeicherleistung zu installieren

Für Energiekonzerne könnte es sich um ein lohnendes Geschäft handeln. So sieht es offenbar auch der Energieversorger Vattenfall, der nach Informationen unserer Redaktion künftig verstärkt in das Geschäft mit den Großbatterien einsteigen will. Pro Jahr will die deutsche Tochter des schwedischen Konzerns jährlich eine Batteriespeicherleistung von 300 Megawatt schaffen.

Vor allem bei Neubauprojekten will das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin künftig verstärkt auf eine Kombination setzen. Die 300 Megawatt an Batteriespeicherleistung sollen so die 500 Megawatt an Kapazitäten aus Photovoltaikanlagen ergänzen, die Vattenfall künftig pro Jahr aufbauen möchte. Insgeamt sind in Deutschland, Schweden, Niederlande, Dänemark und Großbritannien mehr als 60 Projekte mit einer Leistung von über 10 Gigawatt geplant. Während in Großbritannien, den Niederlanden und Schweden erste Batteriespeicher bereits in Betrieb sind, befinden sich die Projekte in Deutschland noch in der Entwicklungsphase.

Großbatterien von Wettbewerbern sollen angemietet werden

Allerdings will der Versorger nicht nur neue Batteriespeicherkapazitäten aufbauen, sondern auch verstärkt Großbatterien von Wettbewerbern anmieten. 1,5 Gigawatt Großbatterieleistung sollen so in den kommenden Jahren in den Markt kommen, heißt es von dem Unternehmen. Die Anlagen sollen zu einem Fixpreis unter Vertrag genommen und anschließend wie eine eigene Anlage bewirtschaftet werden. Für Vattenfall könnte das lukrativ sein: Auf den eingespeisten Strom aus Batteriespeichern, die bis 2029 in Betrieb genommen werden, fallen nach derzeitiger Gesetzgebung 20 Jahre lang keine Netzentgelte an.

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Profit machen können Energieversorger durch die Preissprünge, die bei wetterbedingten Produktionsschwankungen entstehen. „Bei niedrigen Preisen wird die Batterie aufgeladen und bei hohen Preisen ins Netz zurückgespeist“, sagt Daniel Drexlin-Runde, verantwortlich bei Vattenfall für die Vermarktung flexibler Speicher. Drexlin-Runde erwartet in den kommenden Jahren einen „enormen Zubau an Batteriespeicherkapazitäten.“ Dies würde dazu führen, dass überschüssiger Wind- und Solarstrom künftig nicht mehr abgeregelt werden müsse, sondern genutzt werden könne. 

Dass Batteriegroßspeicher für Unternehmen zunehmend interessant werden, sieht auch Ökonom Bakalis so: „Batteriespeicher bieten für Unternehmen generell zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, wichtige Punkte sind hier vor allem die Optimierung des eigenen Stromverbrauchs und die Lastspitzenkappung.“ Da die Kosten kontinuierlich sinken würden, würden sich auch die Amortisationsraten reduzieren. Entsprechend schneller würden sich Investitionen in die Großspeicher rentieren.