Berlin. Im Interview sagen zwei McDonald‘s-Chefs, was sich in den deutschen Schnellrestaurants alles ändern wird – und ab wann die KI die Bestellungen entgegennimmt.
McDonald‘s ist nicht nur weltweit die größte Fast-Food-Kette, sondern auch hierzulande mit rund 1,8 Millionen Gästen täglich die Nummer eins. Der Burger-Filialist will in Deutschland weiter kräftig expandieren und 10.000 neue Jobs schaffen. Welche wichtigen Schritte dafür nötig sind, verraten zwei Top-Manager von McDonald‘s Deutschland, der Finanzvorstand Christoph Gehrig und Marketingvorstand Tomasz Dębowski, unserer Redaktion im Gespräch.
McDonald‘s will seine Standorte modernisieren. Wie sehen die Restaurants künftig aus?
Christoph Gehrig: Die Filiale der Zukunft ist voll digitalisiert, unsere App wird immer wichtiger. Wir vergrößern unsere Kapazitäten, um für unsere Gäste noch schneller zu sein. Die Drive-in-Restaurants werden in Zukunft zwei statt nur eine Autospur haben. Wir frischen das Innendesign auf. Wichtig für unsere Mitarbeiter: Unsere Geräte wie beispielsweise Getränkezapfanlagen oder Kaffeemaschinen sollen noch schneller und leichter zu bedienen sein. Aber das klassische goldene M im Logo bleibt. Da ändert sich nichts.
Sie wollen stärker auf Ihre App setzen. Was machen Kunden ohne Smartphone?
Gehrig: In unseren Restaurants wird man auch in Zukunft seine Bestellung weiter am Tresen aufgeben und bar bezahlen können, solange dies unsere Gäste möchten. Wir wollen niemanden ausschließen. Mittlerweile zahlen aber bereits zwei Drittel der Kunden per Karte. Immer mehr bestellen auch über die App. Für unser Bonusprogramm, bei dem man Punkte sammeln kann, haben sich mittlerweile schon knapp 19 Millionen Menschen registriert und 8 Millionen Gäste haben allein in den letzten 90 Tagen die App aktiv genutzt. Ein weiterer großer Vorteil – die App funktioniert wie ein kleines Bestellterminal und Kunden können sich darüber sogar ihr Essen an den Tisch liefern lassen. Dies entspricht dem Zeitgeist.
Bei Ihren SB-Terminals ploppen bei der Bestellung immer neue Angebote auf, was man noch so kaufen könnte – und manche nervt das. Ist das Ihr Weg, wie Sie noch mehr Produkte an die Leute bringen wollen?
Gehrig: Da im Restaurant rund 80 Prozent unserer Gäste diese Bestellart nutzen, sehen sie offenbar mehr Vorteile. Sie können in ihrem Tempo bestellen. 14 Prozent bestellen am Tresen und 6 Prozent per App.
Wann wird Künstliche Intelligenz zur Bestellung eingeführt?
Gehrig: Bislang wird dies nur auf Englisch für die USA entwickelt. In Deutschland kommt sie wohl erst mittelfristig. Voraussetzung ist, dass die KI fehlerfrei funktioniert.
Wird McDonald‘s weiter in Deutschland expandieren?
Gehrig: Wir glauben an den Standort Deutschland und werden hier weiter stark wachsen. Besonders interessant sind für uns hoch frequentierte Standorte wie an Autobahnen, in Bahnhöfen oder sonstigen Verkehrsknotenpunkten. In diesem Jahr eröffnen wir 25 Restaurants mit jeweils rund 50 Mitarbeitern – und schaffen damit rund 1250 Arbeitsplätze. Das Expansionstempo werden wir in den nächsten drei Jahren auf 75 neue Filialen jährlich verdreifachen. Bis 2027 entstehen somit mehr als 10.000 neue Jobs. Insgesamt werden wir im Zuge der mittelfristigen Expansion rund 500 neue Standorte eröffnen. Allein 2025 investieren McDonald’s und seine Franchise-Nehmerinnen und Franchise-Nehmer rund 300 Millionen Euro in Deutschland.
Warum setzen Sie eher auf den Ausbau der Drive-Stores, obwohl dies umweltpolitisch fragwürdig ist?
Gehrig: Wir legen unseren Fokus auf den Ausbau der Drive-in-Standorte, denn Deutschland ist immer noch ein Autoland. Ich sehe nicht, dass sich dies kurzfristig ändert. Wir investieren gleichzeitig auch in den Ausbau der E-Mobilität, indem wir an unseren Drive-Standorten verstärkt Ladesäulen verbauen. Mittlerweile haben wir schon an 600 der 1050 Drive-in-Restaurants Stromtankstellen installiert – Tendenz steigend.
Wie wollen Sie es schaffen, angesichts des Arbeitskräftemangels Tausende neue Stellen zu besetzen?
Gehrig: Wir sind ein tarifgebundenes Unternehmen und zahlen einen Einstiegslohn von rund 13 Euro. Absoluter Pluspunkt bei uns sind die Karrierechancen in den Restaurants. Wir versuchen durch die Modernisierungsmaßnahmen zudem, die Arbeitsabläufe für unsere Mitarbeiter zu optimieren und damit die Zufriedenheit zu erhöhen. Weiter spielt das Image der Marke eine wichtige Rolle. Die Rekrutierung bleibt eine Herausforderung, ist aber nicht mehr so schwierig wie direkt nach der Corona-Pandemie.
Beschäftigen Sie auch Geflüchtete?
Gehrig: Wir beschäftigen Menschen aus mehr als 160 Ländern. Gerade bei dem Thema Einstellung von Geflüchteten sehen wir allerdings Ausbaupotenzial, was das Reduzieren von bürokratischen Hürden betrifft. Dies würde der gesamten Branche helfen. Wir geben beispielsweise auch kostenlose Deutschkurse an unsere Mitarbeiter aus, um sie bei der Integration hierzulande bestmöglich zu unterstützen.
Sie werben mit der Regenbogenflagge, geben sich liberal. Was bedeutet das Wahlergebnis in Sachsen und Thüringen für McDonald’s?
Gehrig: Vielfalt, Chancengleichheit, Freiheit und Toleranz zählen zu unseren unternehmerischen Grundwerten. Wir sind eine bunte Truppe und sind stolz darauf. Die Wahlergebnisse sind leider, wie sie sind.
Ist es schwierig, Franchise-Nehmer zu finden?
Gehrig: 94 Prozent unserer Restaurants werden in Franchise geführt. Wir haben sehr viele Bewerbungen, die Marke ist attraktiv – aber die Bewerber stehen nicht Schlange. Eine schöne Entwicklung ist, dass sich zunehmend mehr Frauen als Franchise-Nehmerinnen bewerben.
Fast Food und Burger gelten nicht als die gesündeste Ernährung. Werden Sie Ihr Angebot stärker in Richtung Bio, vegan und vegetarisch ändern?
Dębowski: Wir schauen uns genau an, was die Gäste wünschen. In Deutschland gibt es jedoch nur zwei Prozent Veganer, aber 60 Prozent Flexitarier, die seltener und sehr bewusst Fleisch essen. Deshalb haben wir unseren veganen Burger, der wenig erfolgreich war, durch ein breiteres Spektrum an pflanzenbasierten McPlant-Produkten ersetzt. Sie beinhalten kein Fleisch. Allerdings können wir als Systemgastronom nicht komplett ausschließen, dass sie beim Zubereiten nicht auch in Kontakt mit Fleischprodukten kommen. Wir wissen, dass diese Information für streng vegan lebende Menschen wichtig ist – und gehen deshalb transparent damit um. Selbstverständlich werden wir Veränderungen in Essgewohnheiten bei unseren Gästen weiterhin eng beobachten und richten unsere Innovationen danach.
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Welches sind die drei meistverkauften Produkte?
Dębowski: Ganz klar die beiden Klassiker Big Mac und die Chicken McNuggets. Aber auch der saisonale Big Rösti ist in Deutschland sehr beliebt.
Viele Menschen können sich durch die Inflation keinen Restaurantbesuch mehr leisten. Planen Sie Preiserhöhungen?
Gehrig: Unsere Franchise-Nehmerinnen und Franchise-Nehmer entscheiden über die Preise in ihren Restaurants selbst, wir geben lediglich unverbindliche Preisempfehlungen. In Bezug auf das Produktangebot haben wir den Anspruch, für jeden Geldbeutel etwas zu bieten. So liegt unsere unverbindliche Preisempfehlung etwa für das Happy Meal bei 4,99 Euro und für das McSmart-Menü bei 5,99 Euro – und das wird erst mal so bleiben.
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Sind hier Verteuerungen geplant?
Gehrig: McDonald‘s soll weiter ein Anbieter für günstiges Essen bleiben. Das stellen wir auch mit attraktiven Angeboten sicher.
In Großstädten sprießen immer mehr Burger-Restaurants aus dem Boden. Ist dies eine ernsthafte Konkurrenz für McDonald‘s?
Dębowski: Ein Stück weit schon, weil Menschen dort hingehen, um einen Burger zu essen. McDonald’s ist aber breiter aufgestellt. Wir sind ein Familienrestaurant, für Eltern mit ihren Kindern, Teenager, die bei uns nach der Schule abhängen, oder für Erwachsene auf dem Weg zur Arbeit. Wir sehen uns auch in Konkurrenz zu den 50.000 Bäckereien und haben beispielsweise erst kürzlich unser Frühstücksangebot ausgeweitet.
Kinder fahren bei McDonald’s ja auch auf ihr Spielangebot ab. Wie wichtig sind Ihnen diese jungen Kunden, und gibt es für sie neue Pläne?
Dębowski: Ein McDonald’s-Besuch ist für viele Kinder wie eine Belohnung. Dabei sprechen wir vor allem die Eltern an und nicht die Kinder. Familien sollen sich willkommen fühlen, ein bezahlbares Essen bekommen und ein schönes Erlebnis haben. Dazu gehören nicht nur die Spielflächen für Kinder, sondern auch die Möglichkeit, am Tisch per App zu bestellen, statt mit Kind in der Schlange zu stehen. Ich will aber auch betonen, dass wir uns bei unseren Werbemaßnahmen immer an unsere freiwillige Selbstverpflichtung, den EU-Pledge, halten.
Was macht für Sie einen richtig guten Burger aus?
Dębowski: Das fängt mit dem Geschmack an. Wichtig sind aber auch die Qualität und frische Zutaten.
Was ist Ihr persönlicher Lieblingsburger, und wie oft essen Sie selbst bei McDonald‘s?
Gehrig: Der Big Mac ist mein Lieblingsburger, und ich gehe durchschnittlich zwei- bis dreimal die Woche zu McDonald’s – praktischerweise haben wir ein Restaurant gleich neben unserer Zentrale in München.
Dębowski: Mein Favorit ist der neu eingeführte „Der M“. Da ist uns ein tolles Produkt gelungen.
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