Berlin. Eigentlich sollte man im Urlaub entspannen. Vielen gelingt dies nicht. Eine Studie liefert beunruhigende Zahlen zu Mails in den Ferien.

Die Mehrheit der Beschäftigten wird auch im Urlaub durch Arbeitgeber oder Kollegen gestört. 64 Prozent erhalten in ihren Ferien mindestens zweimal berufliche E-Mails oder Nachrichten. Jeder Achte wird sogar fünfmal und öfter gestört.

Dies hat eine repräsentative Studie der Betriebskrankenkasse Pronova (BKK Pronova) ergeben, für die im April 1200 erwachsene Beschäftigte befragt wurden. Jüngere Mitarbeiter zwischen 18 und 29 Jahren (Generation Z) erhalten sogar rund vier Anfragen im Urlaub und damit fast doppelt so viele wie Ältere. Besonders alarmierend: 31 Prozent bezeichnen die Kontakte als unnötig, da die Probleme auch von Kollegen hätten geklärt werden können.

71 Prozent der Beschäftigten stört es sehr, wenn sie im Urlaub beruflich angefunkt werden. Gleichzeitig empfinden 41 Prozent, dass sie auch im Urlaub verfügbar bleiben müssen. „Das Ergebnis finde ich bedenklich. Es sollte besser im Team und mit den Vorgesetzten abgestimmt werden, dass Urlaub als solcher respektiert und nur im absoluten Notfall Kontakt aufgenommen wird“, sagt Patrizia Thamm, Referentin Gesundheitsförderung bei der Pronova BKK. „Es ist völlig okay zu sagen, man möchte in den Ferien nicht gestört werden.“

Allerdings werden Beschäftigte nicht nur von Kollegen und Kolleginnen im Urlaub gestört, sondern sorgen selbst für Unterbrechungen. Jeder zweite Mitarbeitende checkt während seiner Ferien aus eigenen Stücken seine beruflichen E-Mails oder erkundigt sich nach dem aktuellen Stand. Besonders die unter 30-Jährigen können schlecht abschalten: 68 Prozent widmen sich im Urlaub der Arbeit.

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Urlaub: Bei Jüngeren hält die Entspannung weniger lang an

„Jüngere Menschen sind mit digitalen Medien aufgewachsen und erleben oft auch privat einen ständigen Druck der Erreichbarkeit. Soziale Netzwerke lassen die Grenzen der beruflichen und privaten Kommunikation verschwimmen“, erläutert Thamm. Ältere Generationen verfügen dagegen über einen längeren Erfahrungsschatz und verspürten nicht mehr so einen Druck, sich in der Arbeitswelt beweisen zu müssen. „Hier könnte die junge Generation von der gesunden Gelassenheit der Älteren noch lernen“, so Thamm.

Whatsapp-Symbol auf dem Handy mit aufleuchtenden Benachrichtigungen.
Viele bekommen auch Infos über soziale Netzwerke. © IMAGO / Rene Traut | Unbekannt

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Die Unterbrechungen des Urlaubs bleiben jedoch nicht folgenlos für den Entspannungseffekt. Mehr als jede Vierte berichtet, dass ihre Erholung nicht einmal drei Tage anhalte. Im Durchschnitt dauert die Entspannung bei den Arbeitnehmern acht Tage, in der Gen Z einen Tag weniger, so das Ergebnis der Befragung.

Expertin: Ein bis zwei Wochen Urlaub sind ideal

„Verankerungsstrategien helfen dabei, die Ferienstimmung so lange wie möglich zu konservieren“, betont die Gesundheitsexpertin von der Pronova BKK. Sie empfiehlt dazu, Fotos von der Reise auf den Büroschreibtisch zu stellen oder ein leckeres Urlaubsgericht zu kochen, um die Erinnerungen wach zu halten. Außerdem rät sie, für die An- und Abreise ein bis zwei Brückentage einzuplanen, um entspannt in die Ferien zu fahren und auch in Ruhe wieder anzukommen.

„Urlaub lässt sich nicht auf Vorrat machen“, sagt Thamm. Die meisten Menschen beginnen erst ab dem dritten oder vierten freien Tag mit der Erholung. Ein bis zwei Wochen Urlaub seien deshalb ideal, um einen nachhaltigen Erholungseffekt zu erzielen. Häufigere und kürzere Erholungszeiten über das Jahr verteilt seien trotzdem oft effektiver als eine sehr lange Auszeit, um das Stressniveau längerfristig zu senken.