Berlin. Bei der Insolvenz drängt die Zeit. Jetzt startet die Holding einen Versuch, die Markenrechte zu verkaufen. Investoren sind skeptisch.
Gut 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Esprit in Deutschland warten auf ein Signal, wie es mit der insolventen Modekette weitergehen könnte. Eigentlich müsste schnell eine Lösung gefunden werde, da Esprit dringend frisches Geld benötigt, um Waren für das nahende Winter- und Frühjahrsgeschäft zu bestellen.
Eine große Hürde ist allerdings, dass in diesem Fall die Rechte für Marken, Lizenzen oder Internetdomains nicht bei der insolventen europäischen Gesellschaft liegen, sondern bei der Holding in Hongkong.
Esprit: Hoffnung für Pleitekette? Neuer Investor bringt sich in Stellung
Dortige Entscheidungsträger hätten in dieser Woche das derzeit hier laufende vorläufige Insolvenzverfahren torpediert, berichtete eine mit Details des Verfahrens vertraute Person dieser Redaktion. Hintergrund dafür ist eine bereits am Dienstag veröffentlichte Mitteilung der Holding. Demnach rufen die Eigentümer für das Esprit-Markenpaket einen Preis von 47,5 Millionen US-Dollar aus. Potenzielle Investoren hätten darauf vor allem mit Unverständnis reagiert.
Esprit-Holding ruft Unsumme für Markenrechte auf: Wie die Reaktion ausfällt
„Das ist völliger Blödsinn. Kein Mensch kann sich vorstellen, dass im Moment solche Summen damit erzielt werden“, sagte der Insider weiter. Schließlich habe die Insolvenz in Europa auch dafür gesorgt, den Ruf der Marke Esprit gehörig zu ramponieren.
Problematisch daran ist vor allem: Ohne die dazugehörigen Rechte wären im laufenden Investorenprozess wohl auch die anderen Assets, zum Beispiel die Shops in Innenstadtlage, viel weniger wert – für die Gläubiger von Esprit sind das keine guten Nachrichten. Zu den potenziellen neuen Geldgebern zählen, wie berichtet, weiter das Düsseldorfer Modeunternehmen Peek & Cloppenburg und der Londoner Investment-Spezialist Alteri, dem zum Beispiel die Modemarken Street One und Cecil sowie der deutsche Babyausstatter Baby Walz gehört.
Ein möglicher Investor soll für ein besonderes Konstrukt bereits geboten haben
Inzwischen laufen Versuche der möglichen neuen Eigentümer, sich direkt mit der Holding zu verständigen. Das allerdings gestalte sich mehr als schwierig. Parallel bestehen Überlegungen, lediglich die in Europa verfügbaren Assets zu übernehmen – und sich danach dann weiter mit der Holding mit Blick auf die Markenrechte auseinanderzusetzen. P&C, so heißt es, habe ein solches Angebot bereits abgegeben. Die A-Lösung wäre aber weiterhin, Europa-Geschäft und Markenrechte gemeinsam an einen neuen Eigentümer übertragen zu können. Dafür aber müsste die Hongkonger Holding einlenken.
Die bekannte Modekette Esprit hatte Mitte Mai Insolvenz angemeldet. Das Verfahren läuft derzeit in Eigenverwaltung, die Gehälter der Angestellten übernimmt noch bis Anfang August die Arbeitsagentur. Konkret in Schieflage ist die Esprit Europe GmbH, die als Obergesellschaft für Esprit-Firmen in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, Skandinavien, Polen und Großbritannien fungiert. Der gesamte Esprit-Konzern ist in mehr als 40 Ländern aktiv. In Hongkong ist das Unternehmen börsennotiert.
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