Essen. Franchise-Riese Gustoso (60 Seconds to Napoli) kauft sehr eigenes Gastro-Konzept und plant Filialen in NRW. Niederrhein und Ruhrgebiet im Blick.

Viele Gastrofans aus dem Ruhrgebiet dürften eines dieser schicken niederländischen Tapas-Restaurants aus ihren Urlauben im Nachbarland kennen. Nun macht sich „‘t Zusje“ auf, über die Grenze hinauszuwachsen und nimmt dabei als erstes den Niederrhein und das Ruhrgebiet ins Visier. Mit 36 Restaurants ist sie eine der größten Franchise-Ketten in den Niederlanden. Die auf nicht ganz so konventionelle Systemgastronomie spezialisierte Münchner Gustoso Gruppe hat die Mehrheit am Schwesterchen („Zusje“) übernommen und große Pläne für die achte Restaurantkette unter ihrem Dach. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen.

Gustoso erklärte am Montag, im kommenden Jahr erste Restaurants der Kette mit ihren Cross-over-Tapas in Deutschland eröffnen zu wollen. Und zwar zunächst in Grenznähe, also am Niederrhein. Wie eine Gustoso-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion erklärte, solle die erste Filiale in Deutschland nahe der Heimat von „‘t Zusje“ entstehen, der Stadt Uden nahe der deutsch-niederländischen Grenze. Auf deutscher Seite sind Goch, Weeze und Kleve die nächsten größeren Städte. Wenn bald ein passender Standort gefunden werde, könne er vielleicht auch noch in diesem Jahr eröffnen.

Nach „60 Seconds to Napoli“ kommt nun die „kleine Schwester“ aus Holland

Einige weitere sollen im kommenden Jahr in NRW folgen. Dabei habe Gustoso auch mittelgroße Städte ab 50.000 Einwohnern im Blick, nicht nur Großstädte. Die aber natürlich auch, unter anderem kämen Duisburg und Dortmund infrage, sagte die Gustso-Sprecherin unserer Redaktion, man beginne aber erst jetzt mit der Suche nach geeigneten Gebäuden, konkrete Standorte gebe es daher noch nicht. Von NRW aus will Gustoso mit seinem illustren Neuzugang „den europäischen Markt erobern“, wie die Münchner Franchise-Gruppe vollmundig erklärt.

Gustoso ist bisher nur mit seiner Pizzakette „60 Seconds to Napoli“ im Ruhrgebiet präsent, hat in den vergangenen Jahren Filialen in Duisburg, Essen, Dortmund und Oberhausen eröffnet. „Burgermeister“, „Ruff‘s Burger“, „Otto‘s Burger“, „Ciao Bella“ und „Cotodiano“ machen bisher einen Bogen ums Ruhrgebiet, setzen in NRW zunächst auf die Rheinmetropolen Düsseldorf und Köln. Mit „‘t Zusje“ setzt der Münchner Franchise-Spezialist nun erstmals auf eine Systemgastronomie jenseits von Burgern und Pizza. Der Jahresumsatz der Niederländer von zuletzt 70 Millionen Euro gehört zu den größten in der Franchise-Gruppe.

Die niederländische Tapas-Kette setzt auf ein All-You-Can-Eat-Konzept, wie es viele Sushi-Restaurants anbieten, und liegt mit derzeit rund 40 Euro pro Person in einer für Franchise-Verhältnisse überdurchschnittlichen Preisklasse. Gäste können in fünf Runden jeweils zwei Gerichte bestellen. Die Tapas beschränken sich keineswegs auf spanische Klassiker, sondern sind ein Crossover-Ritt durch die Küchen vieler Länder und Regionen: vom italienischen Carpaccio über holländische Kibbelings, Mini-Burger und indischen Käse bis zur Pastete mit Hühnerfrikassee.

„‘t Zusje“ – bekannt für nicht alltägliche vegane und vegetarische Tapas

In Bewertungsportalen von Tripadvisor loben viele Gäste insbesondere die vegetarischen und veganen Gerichte. So gibt es zum Beispiel das berühmte Filet Wellington in vegan, einen Macaron mit geräucherter Roter Beete und Ziegenkäse, ein asiatisches Jackfruit-Rendang und einiges mehr. Da es im Ruhrgebiet nicht allzu viele komplett fleischlose Restaurants gibt, könnten die Niederländer für Vegetarier und Veganer eine neue Alternative sein.

Als Besonderheit nimmt „‘t Zusje“ für sich in Anspruch, seine Restaurants in den Niederlanden nur in besonderen Gebäuden eröffnet zu haben, etwa in historischen Kur- oder Herrenhäusern. Insofern wird es interessant sein, in welche Gebäude die niederländische Kette in NRW und dem Ruhrgebiet einziehen will. Der Gründer Peter Smits bleibt auch nach der Übernahme durch Gustoso Chef von „‘t Zusje“, er kündigt seine Expansion über die Grenze so an: „Die Gustoso Gruppe bietet uns alles, was wir brauchen, um unser Konzept erfolgreich zu erweitern und nach Deutschland zu bringen.“

Franchise-Kette Gustoso wächst mit „‘t Zusje“ auf 170 Restaurants

Mit dem Zukauf wächst die Gustoso Gruppe nach eigenen Angaben auf mehr als 170 Restaurants mit 1300 Beschäftigten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, die mehrheitlich, aber nicht alle von Franchise-Partnerinnen und -Partnern betrieben werden. Auch „‘t Zusje“ betreibt in den Niederlanden noch wenige Filialen in Eigenregie, für die allermeisten aber haben die Gründer ihr Konzept samt Rezepten an Lizenznehmer verkauft.