Mülheim. .
Der Handelskonzern Tengelmann zieht in den USA die Reißleine. Seine Supermarkttochter A&P hat Insolvenz angemeldet. Tengelmann bestreitet, dass die Pleite auch Konsequenzen für den deutschen Betrieb haben könnte.
Die Tengelmann-Tochter A&P ist insolvent. Sie hat insolvent angemeldet Negative Konsequenzen für das Mülheimer Familienunternehmen sieht dessen Chef Karl-Erivan Haub indes nicht. „Das haut uns nicht um“, sagte Haub der WAZ-Mediengruppe.
Das amerikanische Supermarkt-Geschäft der Tengelmänner schwächelt schon seit geraumer Zeit. Seit 1979 sind sie größter Anteilseigner bei A&P. Aktuell halten sie 38 Prozent an The Great Atlantic & Pacific Tea Company, die im Nordosten der USA 395 Filialen betreibt, 40 000 Mitarbeiter beschäftigt und zuletzt einen Umsatz von 9,5 Milliarden Dollar erzielte.
Maßlosigkeit der Amerikaner
2007 setzte A&P zum Befreiungsschlag an und übernahm die US-Supermarktkette Pathmark. „Wir wurden zwar zum Marktführer im Nordosten der USA, die Fusion kam aber zum denkbar unglücklichsten Zeitpunkt“, räumt Tengelmann-Chef Haub heute ein. „Die Integration lief nicht so gut wie erhofft.“ Hinzu seien die Folgen der Finanzmarktkrise gekommen.
„Der Konsum in den USA liegt im Gegensatz zu Deutschland und Teilen Europas seit drei Jahren am Boden. Das zog auch uns den Boden unter den Füßen weg“, so Haub. „Die Verbraucher dort haben deutlich über ihre Verhältnisse gelebt, haben bis zu fünf Kreditkarten und sparen jetzt beim täglichen Leben. Über diese Maßlosigkeit der Amerikaner bin ich ein bisschen enttäuscht.“
Halb-Bruder Christian weiter im Amt
Das börsennotierte Unternehmen A&P schreibt nach seinen Angaben rote Zahlen „im dreistelligen Millionen-Bereich“. Im Laufe des Jahres wurde bereits das gesamte Management ausgetauscht. Die neuen Geschäftsführer hatten laut Haub aber nicht genug Zeit, das Ruder herumzureißen. Im August sagte Haub, die Supermarktkette sei im Vergleich zu US-Wettbewerbern wie Walmart zu klein. Sonntag beantragte A&P für sich ein Verfahren nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts. Dieses ist mit dem deutschen Planinsolvenzverfahren vergleichbar. Während der nächsten zwölf Monate kann sich A&P nun neu aufstellen und gleichzeitig den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. Auch Aufsichtsratschef Christian Haub, Bruder von Karl-Erivan Haub, und das gesamte Management bleiben im Amt. Am Ende des Verfahrens entscheidet ein Richter, ob er das neue Unternehmens-Konzept annimmt oder nicht.
Eigenmarke A&P bleibt erhalten
„Dann wollen wir schuldenbefreit weiter arbeiten“, sagt Haub. Ob Tengelmann weiterhin größter A&P-Aktionär bleibt, lässt der geschäftsführende Gesellschafter offen. „Wir entscheiden uns, wenn der Prozess abgeschlossen ist“, erklärte Haub.
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten habe sich der Einstieg von Tengelmann in den US-Markt 1979 gelohnt. Haub: „Wir haben etwas mehr zurück bekommen als wir investiert haben.“
A&P-Supermärkte gibt es in Deutschland nicht. Verbraucher kennen den Namen A&P aber als Eigenmarke in den rund 550 Supermärkten von Kaiser’s und Tengelmann. Die Insolvenz von A&P habe keine Auswirkungen auf die Discount-Schiene „Attraktiv und preiswert“.