Essen. Klaus-Peter Müller, der Vorsitzende der Regierungskommission für gute Unternehmensführung, fordert neue Vergütungsregeln für Manager. Bei einem Auftritt vor dem Politischen Forum Ruhr in Essen ging Müller auch mit den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen hart ins Gericht.

Neue Vergütungsregeln für Manager, strengere Kontrollen durch die Aufsichtsräte von Unternehmen, mehr Sinn für Anstand auf den Chefetagen – es waren eindringliche Appelle, die Klaus-Peter Müller formulierte. Der Vorsitzende der Regierungskommission für gute Unternehmensführung („Corporate Governance Kodex”) forderte am Mittwochabend bei einem Auftritt vor dem Politischen Forum Ruhr in Essen ein „generelles Umdenken” als Reaktion auf die Wirtschaftskrise. Dabei nahm Müller insbesondere die finanziellen Anreizssysteme für Manager in den Blick.

Vertrauen in die Wirtschaft stärken

Seit Mitte vergangenen Jahres steht der Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzbank an der Spitze der einflussreichen Regierungskommission, die zuvor von Thyssen-Krupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme geleitet wurde. Ziel der Kommission ist es, die in Deutschland geltenden Regeln für die Leitung und Kontrolle von Unternehmen transparent zu machen. So soll das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft gestärkt werden.

Politisches Forum Ruhr in der Philharmonie Essen. Im Bild v. links: Johannes Bultmann (Intendant Philharmonie Essen, WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz, Klaus--Peter Müller (Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex). Foto: WAZ FotoPool
Politisches Forum Ruhr in der Philharmonie Essen. Im Bild v. links: Johannes Bultmann (Intendant Philharmonie Essen, WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz, Klaus--Peter Müller (Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex). Foto: WAZ FotoPool © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool





Hart ging Müller bei seinem Auftritt in Essen mit den deutschen Aufsichtsräten ins Gericht. Bei besserer Kontrolle hätten gewisse Gehaltsexzesse „verhindert werden können”, sagte er und forderte, Firmenkontrolleure sollten künftig ihrer Aufsichtsfunktion „besser nachkommen”.

Als notwendig erachtet Müller auch Veränderungen in den Gehaltsstrukturen. „Kein Vergütungsmodell darf Mitarbeiter dazu verleiten, unverantwortliche Risiken einzugehen”, sagte er mit Blick auf die vor allem im Finanzsektor weit verbreiteten Bonuszahlungen.

Warnung vor der "Söldnermentalität"

Scharf kritisierte der langjährige Commerzbank-Vorstandschef die in der Branche üblichen Antrittsgelder für Manager. Durch solche „Köder” entstehe die Gefahr einer „Söldnermentalität”.

„Die Bonusregeln müssen langfristig angelegt sein, und wir müssen über Malusregeln nachdenken”, sagte Müller. Außerdem sollten Grundgehalt und Gratifikation „in einem vernünftigen Verhältnis stehen”. Den Selbstheilungskräften des Marktes allein vertraut Müller nicht, wenn er Veränderungen anmahnt. Klipp und klar sagte er: „Wir brauchen an bestimmter Stelle staatliche Eingriffe.”

NRW.TV will am Donnerstag (29. Oktober) ab 21 Uhr eine Aufzeichnung von Klaus-Peter Müllers Auftritt beim Politischen Forum Ruhr ausstrahlen.