Düsseldorf..
Wachsende Umsätze, steigende Verkaufszahlen, auskömmliche Erträge: Eigentlich bietet die Bilanz des Kfz-Gewerbes NRW für das Jahr 2011 keinerlei Anlass zu Klagen. Doch hinter den guten Zahlen verbirgt sich ein Trend, der den Autohändlern zu schaffen macht: Die von den Herstellern forcierte Flut von Tageszulassungen schwächt ihre Rendite.
Diese „taktischen Eigenzulassungen“ hätten im vorigen Jahr bundesweit bereits mehr als ein Viertel des Gesamtmarktes ausgemacht, berichtet Bruno Kemper, Sprecher und Vize-Präsident des Kfz-Gewerbes NRW. Mehr als 850 000 der 3,2 Millionen Neuzulassungen (plus 8,8 Prozent) entfielen auf den Handel und die Autobauer selbst.
Der tatsächliche Bedarf an Vorführwagen liegt laut Kemper aber gerade einmal bei rund 400 000 - also nicht einmal halb so hoch. Der Rest ist danach nur für die Statistik - Kemper spricht von „Doping für den Marktanteil“. Mehr oder weniger jeder Hersteller versuche damit, seine Absatzzahlen künstlich nach oben zu treiben. Folge: Die günstigeren Tageszulassungen drängen auf den Markt und verderben den Händlern das margenträchtigere Neuwagen-Geschäft. Verbandspräsident Ernst-Robert Nouvertné hat aber keine Hoffnung auf einen grundlegenden Sinneswandel: „Diese Krankheit gibt es seit Jahren, und die wird es auch weiter geben.“ Es seien schlicht zu hohe Kapazitäten am Markt; sogar in China sei dieser Trend schon erkennbar.
Vor diesem Hintergrund und auch angesichts der weit verbreiteten hohen Rabatte stellt Nouvertné die Preisgestaltung der Autobauer in Frage: „Vielleicht passt das Preisgefüge nicht mehr zur Realität. Vielleicht brauchen wir die unverbindliche Preisempfehlung so nicht mehr.“ Mit anderen Worten: Die Listenpreise sind oft zu hoch angesetzt und nicht flexibel genug. Stattdessen schlägt Nouvertné ein Staffelpreis-System für Neuwagen vor, das auch ohne Rabatte niedrigere Preise für Auslaufmodelle vorsehen könnte.
Davon abgesehen äußerte sich Kemper „rundum zufrieden“ über das „gute und solide Jahr 2011“ für die landesweit 9359 Kfz Betriebe (+39) mit ihren 76 493 (+500) Beschäftigten. Beflügelt durch kräftige Zuwächse im Neu- und Gebrauchtwagengeschäft verbuchte die Branche ein Umsatzplus von 6,2 Prozent. Die Zahl der Neuzulassungen wuchs dabei um - im bundesvergleich unterdurchschnittliche - 4,7 Prozent auf 612 291 Fahrzeuge. „Der Renner“ waren nach Worten Kempers gebrauchte Autos mit landesweit mehr als 1,5 Millionen Besitzumschreibungen.
Trotz der Tageszulassungsprobleme verbesserte sich die Rendite der Branche 2011 auf im Schnitt „sehr erfreuliche“ zwei Prozent, so Kemper weiter. Tragende Ertragssäule sei dabei unverändert das Reparaturgeschäft. Der Bruttopreis für eine Werkstattstunde stieg im Vorjahr um knapp zwei Euro auf 77,71 Euro.