Düsseldorf. 6,6 Millionen Menschen in Deutschland sind aktuell überschuldet – fast 200.000 mehr als vor einem Jahr. Und es sind zunehmend Frauen und Ältere betroffen. So steht es im neuen Schuldneratlas, den die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Düsseldorf vorstellte.
Trotz der bislang stabilen Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt wächst die Zahl der überschuldeten Bundesbürger wieder. Fast jeder zehnte erwachsene Deutsche kann derzeit seine Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen. Das geht aus dem am Donnerstag in Düsseldorf vorgestellten "Schuldneratlas 2012" der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor.
Danach erhöhte sich in den vergangenen zwölf Monaten die Zahl der überschuldeten Privatpersonen um rund 190.000 auf bundesweit 6,6 Millionen Betroffene. Das entspricht einer Steigerung von drei Prozent. 2011 hatten die Experten noch einen Rückgang der Verschuldung verzeichnen können.
Trennung und Jobverlust sind laut Studie die Hauptursachen
Hauptursache für die wachsende Überschuldung sind Creditreform zufolge nach wie vor Arbeitslosigkeit, Scheidung und Trennung vom Lebenspartner. Krankheit spiele eine wachsende Rolle. Doch immer häufiger ist inzwischen auch übertriebener Konsum der Auslöser.
Die Angst vor Inflation und das niedrige Zinsniveau für Sparkonten verleite derzeit viele Konsumenten dazu, sich aufgeschobene Konsumwünsche zu erfüllen. Doch könne dies am Ende vor allem einkommensschwache Haushalte überfordern, heißt es in der Untersuchung.
Bayern hat die geringste Schuldnerquote – Bremen die höchste
Aktuell steigt die Überschuldung der Studie zufolge in allen Bundesländern wieder an. Doch gibt es nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen. Die niedrigsten Schuldnerquoten weisen weiterhin Bayern und Baden-Württemberg auf. Die höchsten Überschuldungsraten gibt es in Bremen, Berlin und Sachsen-Anhalt.
War die Überschuldung lange Zeit eine Domäne des männlichen Geschlechts, so holen die Frauen mittlerweile auf. Zwischen 2004 und 2012 stieg die Zahl der überschuldeten Frauen von 2,1 auf 2,4 Millionen, während gleichzeitig die Zahl der betroffenen Männer von 4,5 auf 4,2 Millionen sank. Hier spiegelten sich die veränderten Lebensformen und Rollenbilder wider, heißt es in der Untersuchung. Insbesondere als Alleinerziehende oder gleichberechtigte Einkommensbezieherinnen müssten Frauen immer häufiger für auflaufende Schulden geradestehen.
Immer mehr ältere Menschen geraten in die Schuldenfalle
Bedenklich stimmt die Verfasser der Studie die starke Zunahme der Überschuldung bei Älteren. Sowohl in der Altersgruppe von 50 bis 59 Jahre, als auch in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen sei die Überschuldung zuletzt überproportional angestiegen. Dagegen ging die Schuldnerquote der jüngsten Verbrauchergruppe, der 18- bis 20-Jährigen, leicht zurück. (dapd)