Essen.. Die Bundesregierung will das Anlegerschutzgesetz verschärfen und 300.000 Bankberater in einer Datenbank registrieren. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die „Riesenbürokratie“.

Die Finanzaufsicht Ba­fin wird alle rund 300 000 Bankberater in Deutschland registrieren. Die Datenbank soll nach Ansicht der Bundesregierung den Anlegerschutz verbessern. Bankenverbände und die Gewerkschaft Verdi lehnen das Register ab.

Die Koalitionsfraktionen in Berlin haben sich nach einem Bericht des Handelsblatts auf einen Kompromiss für das Anlegerschutzgesetz geeinigt. Der Bundestag soll es am 11. Februar verabschieden. Wie die Zeitung schreibt, will die Bundesregierung den kritisierten Gesetzentwurf in einigen Punkten abschwächen. So soll die Bankberater-Datenbank nach einem Jahr auf den Prüfstand, um zu klären, ob sie wirklich ein Mehr an Anlegerschutz bringt. Vom Tisch ist wohl auch die Vorschrift, dass jeder Bankberater einen „Nachweis der Sachkunde“ zu erbringen hat. Wechselt er die Filiale, muss er die Bafin darüber nicht informieren.

„Die Bafin geht gegen Be­schäftigte vor. Das passt nicht ins System“, sagte Verdi-Bankenexperte Jörg Reinbrecht dieser Zeitung. „Verantwortlich für falsche Beratungen ist das Management der Bank, weil es einen immer größeren Druck auf die Mitarbeiter ausübt, bestimmte Finanzprodukte zu verkaufen“, so Reinbrecht. Bei schlechter Beratung müsse sich die Bafin deshalb mit der Führung der Bank auseinandersetzen. Der Aufbau einer Datenbank für 300 000 Berater sei zudem ei­ne „Riesenbürokratie“.

Eine nicht repräsentative Studie der Universität Oldenburg vergleicht die Kundenbetreuung in Banken mit „Fließbandarbeit“. So gäben Banken vor, dass jeder zweite Kundenkontakt zu einem Abschluss führen soll oder eine Beratung nicht länger als 30 Minuten dauern darf. Die Kundenberater sind der Studie zufolge bei ihrer Arbeit offenbar einem ho­hen Druck ausgesetzt. Ihre Aktivitäten würden in der Re­gel einmal pro Woche überprüft. Die Qualität der Beratung, das Erreichen von guten Zwischenlösungen und Zwischenständen spielten dabei allerdings keine Rolle, so die Autoren.